Berlinale 2003

Festivalberichte von Günter H. Jekubzik und Oliver Schiffers


Die 53. internationalenFilmfestspiele in Berlin
6. - 16. Februar 2003

Denken ist wieder in


Berlin. Während sich die Festivalmeile der 53. Berlinale am Potsdamer
Platz am Wochenende sanft eingeschneit zeigte, den Gästen aus anderen
Klimazonen Tipps zur Vermeidung von Ausrutschern (auf dem Eis!) gegeben
werden, rauchten in den Kinos die Köpfe: Eigenes Denken war im
Wettbewerb angesagt bei Steven Soderberghs Science-Fiction "Solaris"
und Spike Jonzes ("Being John Malkovich") verdrehter
Literaturverfilmung "Adaptation".

Das Erfolgsteam aus Steven Soderbergh und George Clooney macht nach
"Oceans 11" aus dem von vielen verehrten Science Fiction-Roman
"Solaris" von Stanislav Lem einen anspruchsvollen und hitverdächtigen
Film der besonderen Art. Der Psychologe Chris Kalvin (George Clooney)
verlässt nach einem mysteriösen Notruf die verregnete Erde zur
Raumstation, die um Solaris kreist. Dort findet er Blut, Leichen und
zwei Überlebende, die sich seltsam verhalten. Was hier oben wirklich
passiert, erfährt Chris in seiner ersten Nacht an Leib und Seele: Nach
einem sehnsuchtsvollen Traum liegt seine Frau neben ihm - Rheya
(Natascha McElhone), die vor mehreren Jahren auf der Erde gestorben
ist! Der in einem Meer aus Lichtbögen und Farbräuschen pulsierende
Planet Solaris reagiert anscheinend persönlich auf die Astronauten und
schickt ihnen "Besucher".

Diese Erscheinungen sich selbst ein Rätsel, und noch mehr dem
nüchternen Nihilisten Chris. George Clooney sprach auf der
Pressekonferenz von einem Rohrschacht-Test, den dieser Film darstellt -
jeder sieht etwas anderes: Einen Science-Fiction, ein Liebesfilm über
einen langen Abschied, ein Exkurs über das Wesen des Menschseins ...
Aber kaum jemand kann sich der Faszination von "Solaris" entziehen.

Ein konstantes Rätsel konstruierten auch Spike Jonze und Charlie
Kaufman mit "Adaptation": Der Drehbuchautor soll die Reportage "The
Orchid Thief" von Susan Orlean zum Filmscript umschreiben, doch er
kommt nicht weiter, bis er sich selbst in der Film einbringt. Genau das
erzählt auch der Film, wobei Nicolas Cage neben Charlie auch noch
dessen imaginären Bruder Donald spielt. Alles reichlich schizophren,
komplex, witzig und äußerst faszinierend. Im Interview äußertsich der
ehemalige Videoregisseur Jonze prinzipiell nicht zum Inhalt von
"Adaptation", er will den Zuschauern ganz unterschiedliche
Interpretationen erlauben.

Bemerkenswert: All dieses läuft neben anderem in einem Wettbewerb, der
auch die Zaumgäste mit überreichlich Stars beglückt. Das erste
Wochenende verspricht eine außergewöhnlich gute Berlinale.