2. FilmFest Köln (2)

von Günter H. Jekubzik

Nach 70 Filmen aus 24 Ländern ging das 2.FilmFest Kölnzuende. Im "Wettbewerb Europäischer Film" mit elf Beiträgenvergab die Jury den "Europäische Vertriebsförderpreis" andrei Filme. Die Konfrontationen von Russen und Chinesen, chinesischerStadt und mongolischer Steppe sowie Tradition und Moderneerfüllen die Begegnung eines russischen LKW-Fahrers mit einerNomadenfamilie. Ruhige Bilder von Landschaft und Lebensgewohnheitenkosten die Faszination der Fremde aus. Regisseur Nikita Michalkowfesselt auch mit der Konzentration auf den Ausdruck seinerDarsteller. Der sehr schön fotografierte Ausflug in die Steppender chinesischen Mongolei, "Urga", wurde von der internationalen Juryals bester Film gekürt und erhielt 100.000 DM. Im Unterschiedzum Gewinner des Vorjahres, "A Chorus of Disapproval" von MichaelWinner", kann diese Verleihförderung auch ausgezahlt werden, da"Urga" bereits in zwei Monaten in den deutschen Kinos startet. DerSinn einer Förderung für den schon bekannten Sieger desFilmfestivals von Venedig ist allerdings umstritten. Jeweils 75000 DMerhielten "Il portaborse" (Der Taschenträger) und "Hors la vie"(Abseits). Mitten im Sterben des Beiruter Bürgerkriegs verdienteder französische Fotograf Patrick seinen Lebensunterhalt. Durchseine Entführung gerät er ins Abseitige, in die Leben dermoslemischen Kämpfer. Atmosphärisch dicht, zeichnet "Horsla vie" mit alltäglichen Details ein beklemmendes Bild derGeiselnahme. Während Patricks Gesicht hinter einer Bindeverschwindet und er seinen Namen verliert, behalten dieEntführer ein menschliches Gesicht. Dem Beiruter Maroun Bagdadigelang nach dem Roman von Roger Auque ein spannender Film, der seinThema nicht an Effekte verrät.

Der Taschenträger erlebt den Aufstieg vom naiven, gutherzigenLehrer zur publizistischen rechten Hand eines korrupten Politikers.Daniele Luchetti inszenierte die international verständlicheKomödie "Il portaborse" über die schmutzigen Geschäftevon Trägern weißer Westen. Die rheinische Übersetzungder italienischen Zustände heißt "KölscheKlüngel" und hinter den Kulissen wurde sicherlich eifrigargumentiert, um die Verbindung des FilmFestes Köln mit demEuropäischen Filmpreis "Felix" dauerhaft zu machen. Nachdem indiesem Jahr die "Felix"- Auswahljury in Köln tagte und fürden "Europäischen Film des Jahres" sowie den "JungenEuropäischen Film des Jahres" die Nominierungen bekannt gab,wird der Preis am 1.Dezember in Berlin verliehen. Die nominiertenFilme sollen dort auch einem breiten Publikum gezeigt werden. DieserRahmen würde zum FilmFest Köln passen und es langfristig zueinem internationalen Ereignis aufwerten.

Nach Angaben der Veranstalter haben die Kölner ihr Festivalbereits jetzt angenommen. Die Vorführungen waren zu 85 Prozentausgebucht, gab Geschäftsführer Erwin Mäkelburgbekannt. Wenn auch die Abenteuer (oder zum Beispiel Dokumentarfilme)unter den Beiträgen der Kölner Programmierung mit ihrenhohem Niveau fehlten, in den Filmen erlebten vor allem dieMänner (an- )spannende Situationen. Dick ist so ein Exemplar,das nach dem Lust-Prinzip ("The Pleasure Principle") lebt oder lebenmuß. Anfangs bedauert man den armen Mann, der zwischen einerexentrischen Karrierefrau und der feministischen Ex-Gattin steht.Doch der "Sympathieträger" enthüllt sein unkontrollierbaresVerlangen, alle Frauen zu lieben, was mit einer lügenreichenSchwerstarbeit verbunden ist. Der Debütfilm vom PsychologenDavid Cohen, ungewöhnlich finanziert durchIndustrieförderung, ist sicher die Entdeckung des FilmFestivalsKöln 1991, dessen Beiträge größtenteils einerMaxime Terry Gilliams ("The Fisher King") entsprachen: "Gib demPublikum mehr als es erwartet. Mache es nicht wie einige Leute inHollywood, die das Niveau so weit senken, bis das Publikum jeden Mistakzeptiert."


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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