Für immer und ewig

Die wahrscheinlich längste Liebe der Welt ...

Von Günter H. Jekubzik

"Bis dass der Tod euch scheidet" ist christlich und endlich. "Für immer und ewig" währt romantisch länger! Wenn beim Happy End mit einem Kuss Schluss ist, nennt man das Romanze. Aber raffiniertere Filme wissen, jetzt geht das Problem mit dem richtigen Leben erst los. Und früher oder später schlägt ein definitiver Trennungsgrund zu: Der Tod. Berufs- oder Ortswechsel sind Kleinigkeiten dagegen. Nur die ganz große Liebe übersteht diese finale Prüfung. Liebe "für immer und ewig" ...

... für immer ...

Mit "Always" (= für immer) unternahm Steven Spielberg im Jahr 1989 einen Aus-Flug ins Melodram, zeigte Liebe zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Pilot Pete verliert sein eigenes Leben, und damit auch seine Liebe, nachdem er einen Kollegen rettet. Als sehr menschlicher und furchtbar eifersüchtiger Schutzengel kehrt er zur Erde zurück, um seiner Hinterbliebenen die Einflugschneise ins Happy End zu bahnen. Das Prinzip lautet: "Der Himmel kann warten", ich habe hier noch etwas zu erledigen!

Das meinte auch Sam Wheat (Patrick Swayze) in "Ghost - Nachricht von Sam" (USA 1990). Aber es ist nicht leicht, ein körperloser Geist zu sein, den niemand sieht, versteht und der nichts bewegen kann. Sam muss hilflos mit ansehen, wie Molly von seinem besten Freund verführt wird. Carl, schon immer sehr einnehmend, kam nur kurz vorbei, um Molly zu trösten. Das verzweifelte Wüten Sams bewegt letztendlich doch etwas. Im entscheidenden Moment stößt er das vorher sorgfältig zur Seite gedrehte Familienfoto ins Blickfeld und ruft sich so in Erinnerung. Spätestens jetzt wissen die Anhänger einer Immer-währenden, im Himmel gemachten Liebe, dass sie keine Frage von Leben und Tod ist.

... und ewig ...

So eine Liebe ist himmlisch, auf Hollywood-Englisch: "Made in Heaven". Regisseur Alan Rudolph zeigte 1987 in dieser wunderbar kitschigen Romanze, wie dies funktioniert. Mike (Timothy Hutton) kommt in den Himmel und verliebt sich dort in Annie (Kelly McGillis). Doch der kettenrauchend coole Gott erklärt: Ihr werdet wiedergeboren und habt keine Erinnerung an eure himmlische Liebe. Aber Mike fordert das Schicksal heraus und bekommt drei Erden-Jahrzehnte, um seine wahre Liebe wieder zu finden, ansonsten würde seine Leben ziemlich beschissen verlaufen. Alan Rudolph drehte angeblich zwei Enden. Sie dürfen raten, welches verwendet wurde ...

"Made in Heaven" ist ein Remake des alten Griechen Platon, der vor über 2000 Jahren die Liebe poetisch erklärte: Am Anfang waren beim Menschen alle Teile doppelt vorhanden, er hatte zwei Köpfe, vier Arme und auch beide Geschlechter. Weil dieser Mensch den Göttern zu mächtig war, teilten sie die Menschen in zwei Teile - männlich und weiblich. Und nun suchen wir alle nach unserer besseren Hälfte, wenn wir sie nicht schon gefunden haben.

Und selten war Romantik-Kitsch herzzerreißender. Höchstens wenn David Niven in "A Matter of Life and Death" als dem Sterben naher Soldat vor einem himmlischen Gericht um sein Leben und seine Liebe streitet. Die ewig lange Rolltreppe (!) ins Jenseits verweist auf Orpheus, noch so einem Liebenden, der den Tod überwand. Mit seinem Gesang holte er die geliebte Eurydike aus dem Hades zurück - kurzzeitig. Denn Helmut Dietls neuester Schmonz "Vom Suchen und Finden der Liebe" zeigt, dass ein banaler Streit zwischen Moritz Bleibtreu (als Orpheus) und Alexandra Maria Lara (Eurydike) auf der Treppe ins Leben die Zänkische wieder ins den Tod fallen lässt. Womit bewiesen wäre, dass nur ewige Liebe ideal und problemfrei ist.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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