Frida

USA 2002 Regie: Julie Taymor Mit: Salma Hayek, Alfred Molina, Geoffrey Rush, Ashley Judd, Antonio Banderas, Edward Norton 120 Min. FSK ab 12

Jeder, der die einzigartigen Bilder der mexikanischen Malerin Frida Kahlo (1907-54) sah oder etwas von ihrem erschütterten Leben gehört hat, wird sich auf eine - weitere - Lebensgeschichte Frida Kahlos freuen. Wie allerdings der "From Dusk till Dawn"-Star Selma Hayek das Projekt federführend gestaltet, war eine bange Sorge dabei.

Und von Anfang an macht das Prinzip Star Probleme: Das Stöhnen aufgrund ihrer andauernden Schmerzen klingt aus Selmas Mund eher lustvoll als schmerzlich. Die erste Begegnung mit dem gefeierten Künstler und späterem Lebensgefährten Diego Rivera ist geprägt von sexueller Faszination, nicht von Interesse am Künstler. Erst später, bei dem schrecklichen Unfall, der Kahlos Körper für immer brechen wird, erlaubt sich der Film eine seiner wenigen künstlerischen Freiheiten: Die sinnlichen Elemente - das Blattgold, der tiefblaue Vogel - von denen die junge Frida fasziniert ist, dekorierten ihren geschundenen, blutigen Körper, imitieren das Nebeneinander von Schmerz und Schönheit ihrer späteren Bilder. Schon beim ersten, stolz getragenen Liebesschmerz transformiert sie diesen in Kunst am eigenen Körper, so wie sie sich immer wieder in den zahlreichen Selbstporträts zeigt. Aber die Filmbilder erreichen nie deren Kraft.

Immer wieder erstaunlich ist Kahlos enorme Willenskraft, trotz Schmerzen und starker Behinderung weiter zu gehen - als Künstlerin und als Liebende. Das kommt selbst bei dieser Hollywood-Produktion rüber, in der andauernde Schmerzen nur behauptet werden, man nach schwersten Operationen bald wieder gut zu Fuß ist und in der auch ein verkrüppelter Körper Illustrierten-schön bleibt.

Die Tochter eines jüdischen Fotografen aus Deutschland spannt dem großen Meister Diego Rivera erst die Frau aus und heiratet dann den Kommunisten und Weiberhelden. Mit den zu erwartenden Konsequenzen. Die Stationen Eifersucht, Fehlgeburt und Tod der Mutter gehören ebenso in eine an sich uninteressante Standardbiographie, wie eine Affäre mit dem exilierten Trotzki - selbstverständlich samt Bettszene. Der mexikanische Hintergrund bleibt Folklore aus dem Filmstudio, authentisch wie der Kunstschnee von Hollywood - ganz im Gegensatz zu Paul Leducs Meisterwerk aus 1984 "Frida Kahlo - Es lebe das Leben".

"Frida" gerät so vor allem zu einem Beziehungs- und Frauen-, nicht zum Künstlerfilm. Er ist gut und stark in Liedsequenzen und viel zu seltenen Kunstversuchen: Wenn Hayek sich mit bemaltem Gesicht in den Gemälden Kahlos auflöst, wenn der dürre Garten nach der Rückkehr Diegos im Zeitraffer erblüht, wenn die New York-Reise in einer lebendigen Collage erzählt wird. Salma Hayek, die als mexikanische "Landmännin" von Frida Kahlo und Gringa-Moviestar zwischen den Welten spielt, gestaltet als Produzentin und Hauptdarstellerin die Frida-Biographie als braven Bastard: Zuviel Biographie, zuwenig Frida.

Der Soundtrack


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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