Femme Fatale

Frankreich 2002 (Femme Fatale) Regie: Brian De Palma Mit: Rebecca Romijn-Stamos, Antonio Banderas, Peter Coyote 110 Min.

Meisterregisseur Brian De Palma ("Mission: Impossible", "Fegefeuer der Eitelkeiten", "The Untouchables - Die Unbestechlichen") hat sich längst vom Image des Hitchcock-Epigonen gelöst. Mit "Femme Fatale" gelingt ihm ein ungemein raffiniertes und attraktives Vexierbild, das Spannung ebenso in den Bildern wie in der Handlung erzeugt.

Schon die erste Szene ist ein Clou, nach doppelbödigen Spiegelungen folgt die große Täuschung: Lily (Rebecca Romijn-Stamos) verführt in der Damentoilette des Festivalpalastes von Cannes sehr erotisch ein Modell und entwendet deren einzigartiges, extrem teueres Körper-Collier. Doch der Raubzug endet blutig, Lily taucht mit der Beute unter. Als Gattin eines Diplomaten kommt sie Jahre später wieder nach Frankreich, hat als Laure Ash ein neues Leben, aber der Fotograf Nicolas Bardo (Antonio Banderas) enttarnt sie und ist von nun an in die Raubgeschichte verstrickt. Lily taucht wieder auf und alles ist ganz anders ...

Zuviel beschriebene Handlung würde den Spaß am faszinierenden Bilderrätsel "Femme Fatale" verraten. (Deshalb nur der Hinweis, die Uhren nicht aus den Augen zu lassen.) De Palma arbeitet wie ein Trickdieb unserer Aufmerksamkeit, er fesselt mit ästhetischen, glatt glänzenden Bildern, er lenkt mit Attraktivität ab von Hintergründen, die uns entdecken könnten, was wirklich passiert. Wie die ganze Handlung eine Schleife durchläuft, um sich im furiosen Finale als Deja Vue zu wiederholen, ist faszinierender als alle Krimis der letzten Jahre.

Selbst reflektiert De Palma sein Bilderrätsel mit einem großen Fotopuzzle im Stile David Hockneys, im Studio Bardos, mitten im Film am Kirchplatz, um den sich die dichte Handlung dreht. Unzählige Details vervollständigen ein bewegtes Vexierbild, an dessen Ende für einige Beteiligte das Paradies - zumindest als Kneipenname - steht. Als zusätzlicher Gag wurden Szenen des Films einen Tag nach dem Filmfestival von Cannes 2001 gedreht und an gleicher Stelle 2002 vorgeführt. Die Toiletten des Palastes sind allerdings keineswegs so glamourös und aufregend wie im Film vorgetäuscht.

Ryuichi Sakamotos Musik erinnert leicht an Hitchcock, Splitscreen-Aufnahmen versuchen, die wirbelnde Gleichzeitigkeit der Konstruktion zu ordnen. Die Krimihandlung an sich hat man schon mal spannender gesehen, aber die gesamte Komposition noch nie so raffiniert, so clever täuschend. Dem Star Banderas wird als einfacher Fotograf nicht allzu viel abverlangt, Rebecca Romijn-Stamos macht als sehr trickreiche Diebin, die über Leichen geht, wesentlich mehr Eindruck. Doch die eigentliche Attraktion von "Femme Fatale" bleibt das geniale Bilderrätsel De Palmas.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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