Fegefeuer der Eitelkeiten

USA 1990 (The bonfire of the vanities) Regie Brian de Palma, 125 Min.

Taumelnd schnell vollzieht sich der Absturz des Börsenmaklers Sherman McCoy. Taumelnd ist auch der Aufstieg des saufenden Journalisten Peter Fallow, der mit seinen Sensations-Artikeln McCoy einer hetzenden Meute opfert.

Doch zurück zum Anfang, der wie oft beim film noir das Ende ist. Peter Fallow erhält für sein Buch einen großen Preis und erzählt im Off-Kommentar, wie alles begann. Wie der unglaublich reiche und noch erfolgreichere McCoy mit seiner Geliebten im sozialen Kriegsgebiet Bronx einen Schwarzen anfährt. Wie ein schwarzer Prediger daraus ein Rassimusproblem macht. Wie ein Staatsanwalt die Sache für seine Karriere ausnutzen will. Wie die Medien und die Massen in das Spiel von Interessen und Intrigen einsteigen.

Diese Komödie der Eitelkeiten ist hochgradig angereichert mit den Karikaturen der Kamera. Brian de Palma (der wieder kräftig Hitchcock und andere zitiert) beschrieb nicht, er schilderte auch nicht, er tat das einzige, was für die Leinwand gemacht werden sollte, er filmte und bewies Mut zur Kamera. Ein variables Sortiment aus Objektiven und Perspektiven verzerrt seine Figuren, daß es ein Augenschlecken ist. Die Eröffnungssequenz ist eine schwindelerregend lange, durch gehende Kamerafahrt.

Genauso exquisit wie die filmischen Mittel sind die Schauspieler: Als modelhafter Schnüffler Fallow überzeugt der Dickkopf Bruce Willis nicht nur mit seinem unnachahmlichen Lächeln (es spricht ein Fan). Tom Hanks bewegt sich ebenso leicht von der Komödie zum Ernst wie er als entrechteter Reicher McCoy den Wandlungen eines höhnischen Schicksal nachfolgt. Auch Maria (Melanie Griffith), McCoys Geliebte, ist schlüssig gespielt. Aber was spielt sie zum Leidwesen jeden Emanzipationsgedankens? Eine dumme Bettnudel mit Pieps stimme, die sind immer mit den Fremdvokabularitäten vertut. McCoys Gattin ist ebenfalls kein vollständiger Menschenentwurf. Sie darf nur noble Salondame und beleidigt sein.

Doch dies sind die einzigen Aussetzer in dem dick aufgetragenen, aber sorgfältig gemachten Filmgenuß. Beschwerden über irgendwelche hundert fehlenden Seiten des Romans von Tom Wolfe, möchte ich nicht hören.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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