Falling Down - Ein ganz normaler Tag

USA 1992 (Falling Down) Regie Joel Schumacher, 112 Min.

Schon die erste Szene läßt eine unerträgliche Enge und Hitze der Großstadt mitfühlen. Der Rundblick eines im Stau steckenden Autofahrers eröffnet nur häßliche Fratzen, nervende Kinder und eine hämisch grinsende Garfield-Figur. Aber William Foster oder "D-Fens" (Verteidigung), wie die Hauptfigur heroisierend nach ihrem Nummernschild genannt wird, steigt aus. Er läßt den Wagen stehen und macht sich zu Fuß auf, zum Geburtstagsfest seiner kleinen Tochter, zum Haus seiner geschiedenen Frau, daß er nach richterlichem Beschluß nicht mehr betreten darf. Ein kleiner koreanischer Händler muß als erster merken, daß dies für "D-Fens" kein "ganz normaler Tag" ist. Der korrekt mit Schlips und Kragen bekleidete, weiße Amerikaner schlägt den Laden zusammen, weil ihm die inflationären Preise nicht gefallen.

Mit einer hervorragenden Inszenierung und mehreren guten Schauspielleistungen (Robert Duvall, Barbara Hershey) macht "Falling Down" aus Fremdenhaß, Ignoranz und gewaltsamer Durchsetzung des eigenen Weltbildes vor allem eine Komödie. Der Film von Joel Schumacher (u.a. "Cousins", "Flatliners" und "Dying Young") stellt sich mit Aussagen wie "Die Stadt ist krank" in die Nachfolge des "Taxi Driver" von Martin Scorsese. William Foster (Michael Douglas) ist allerdings als Ingenieur der Mittelschicht angehörig, die heute von großen ökonomischen Problemen bedroht ist. Eine "White Male Paranoia" entdeckte die Zeitschrift "Newsweek" in mehreren Gewalttaten als Folge.

Fosters beschränkte Weltsicht führt zu einfachen, leicht nachvollziehbaren Erklärungen für all das, was den Amerikaner von heute ärgert: Seine Arbeitslosigkeit als Raketentechniker infolge der Abrüstung, die wachsende Inflation, das Aussehen der Hamburger oder überzogene Haushaltsbudgets wegen nutzloser Straßenbauarbeiten. Und selbst der alte, reiche Mann muß beim Golfspiel sterben, weil die Rasenfläche für eine ungerechte Verteilung des Eigentums steht. In multikulturellen Straßenszenen sind Latinos aus der Sicht des Films Idioten, die unseren weißen Helden nicht mal mit drei Maschinengewehren treffen und stattdessen ein Massaker anrichten. Diese Überlegenheit wird in Terminator-Manier mit einem kessen Spruch gekrönt.

Die Kamera macht den kleinen Mann ganz groß. Plakate mit dem Schriftzug "Kill, kill" und ein TV-Kid, das "D-Fens" zeigt, wie eine Panzerfaust bedient wird, treffen deutliche Aussagen über den gewaltfördernden Einfluß der Medien. Aber die eigene, in ungekannter Form verharmlosende Darstellung eines ideologischen Gewaltmarsches bricht "Falling Down" nie auf und ist damit ein extrem gefährlicher Brennstoff für ein gewaltbereites Publikum.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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