Die fetten Jahre sind vorbei

BRD/Ö 2004 (Die fetten Jahre sind vorbei) Regie: Hans Weingartner mit Daniel Brühl, Stipe Erceg, Julia Jentsch, Burghart Klaussner 126 Min.

Der revolutionäre Jan agiert mit Jule und Peter gewaltfrei gegen die Reichen, doch dann macht ein Seitensprung sie zu überforderten Kidnappern.

Es ist ein genialer, im wahrsten Sinne umstürzlerischer Spaß: Jan und Peter machen Revolution, indem sie Reichen die Wohnung sehr originell auf den Kopf stellen und eine Warnung hinterlassen: Die fetten Jahre sind vorbei! Doch dann kommen sich Jan und Peters Freundin Jule zu nahe, vergessen sich bei einer wilden Liebesnacht in der Luxusvilla und plötzlich steht der Besitzer in der Wohnung. Zusammen mit Peter kidnappen sie den Bonzen, transportieren ihn im VW-Bus zu einer Almhütte und verstecken sich an diesem abgelegenen Ort. In der spannungsgeladenen WG stellen die jungen Revolutionäre fest, dass sie von vielem keine Ahnung haben. Ein Psycho-Kampf beginnt ...

Es ist ein selten gewordener Anblick: Eine revolutionäre Jugend! Und ein wohltuender Hass auf protzigen, dummen Reichtum, der immer fetter wird, während alle anderen den Gürtel enger schnallen und noch mehr arbeiten sollen. Jule hat auch noch persönlichen Grimm: Sie zahlt noch Jahren den S-Klasse-Benz ab, den sie mit ihrem alten Golf angefahren hat.

"Die fetten Jahre" war der erste deutsche Cannes-Wettbewerber seit langem und für Regisseur Weingartner der Nachfolger vom gefeierten "Das weiße Rauschen". Diesmal arbeitet er erneut mit Handkamera, spielt mit Politik, Gefühlen und einem exzellenten Daniel Brühl. Dass die Thesen der Klassenkämpfer steif deklamiert daher kommen, hat seinen Sinn. Feste Positionen werden ebenso auf den Kopf gestellt, wie unverschämt teure Sofas und andere Einrichtungs-Witze, deren Ladenpreis afrikanische Dörfer jahrelang ernähren könnte. Deshalb sollte man unbedingt bis zum letzten Ende bleiben - nicht nur weil dann Jeff Buckleys "Hallelujah" erklingt. Ein Knaller zum Schluss eines kleinen Films mit ein paar reizvollen Ideen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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