Die Frau des Leuchtturmwärters

Frankreich 2004 Regie: Philippe Lioret mit Sandrine Bonnaire, Philippe Torreton, Grégori Derangère, Èmilie Dequenne 104 Min.

Ein Leuchtturm draußen im Meer. In Brandung und Sturm klammert er sich auf einen kargern Steinsockel. Das sind die rauen Bedingungen für die Leuchtturmwärter auf den Inseln vor der Bretagne. Die Brecher schmettern die Männer selbst in zig Metern von der Brüstung. Selbst wenn kein Wind weht, kann die nächste Böe tödlich sein. Die Umgebung prägt ruppige, auf sich allein gestellte Menschen. Die Bretonen, verschlossen. störrisch, aber nicht dumm, wie sie selbst betonen.

In diese Umgebung platzt Antoine (Grégori Derangère), ein junger Franzose vom Festland. Er soll einen Leuchtturmwärter ersetzen und kommt ausgerechnet mitten in einer Begräbnisfeier an. Sein freundliches Wesen, sein offenes Lächeln stoßen nur auf Ablehnung. Keiner versteht, dass der im Algerien-Krieg Verletzte diesen harten und gefährlichen Beruf einem Bürojob vorzog. Die Kollegen lassen den offenherzigen jungen Mann, der sich mit jedem anfreunden könnte, erst zur Taufe untergehen und dann auflaufen. Man ist Bretone, man schweigt. Möglichst die ganze Dienstzeit. Denn nur alle zwei Wochen wechselt das Schiff die Mannschaft aus. Zwischendurch bleiben nur  Blicke rüber zur Insel, zwei Wochen lang haben die Ehepartner nur Funkverkehr und die zwei Männer sind allein auf dem umwitterten Felsen.

Doch Antoine lässt sich von den wortkargen, missmutigen Typen nicht unterkriegen. Mit breitem Lächeln betört er die Frauen und arbeitet zusätzlich in der Fischfabrik als einziger Mann unter ihnen. Der junge Mann repariert wie selbstverständlich alles und eine Weile glaubt man, er könnte die Starrköpfe auftauen. Direkt gewinnt er die Freundschaft der Leuchtturm-Katze und kann im Laufe der Dienstwochen sogar seinen mürrischen Partner Yvon (Philippe Torreton) zu einem Liedchen und zu persönlichen Gesprächen bewegen. Doch ausgerechnet mit dessen stiller Frau Mabé (Sandrine Bonnaire) entwickelt sich eine intensive Anziehung.

Es ist eine junge Frau vom Festland, die von dieser bewegenden Geschichte erfährt. Sie will die Hütte ihrer Eltern verkaufen und erfährt über ein Buch vom Leben auf den Inseln. In Rückblenden für die nachfolgende Generation erzählt, entfaltet sich "Die Frau des Leuchtturmwärters" zu einem dieser großen Gefühlsfilme mit den bewegenden Musikwogen Nicola Piovanis, den viel sagenden, schweigenden Blicken des Über-Stars Sandrine Bonnaire und dem immer dramatischen Kampf des Menschen mit den Elementen. Nach einer dramatischen Nacht geht Antoine letztendlich. Es ist eine Niederlage, nicht für ihn, sondern für die störrischen, fremdenfeindlichen Einsiedler auf den Inseln. Und die Fremde beginnt gleich an der Türschwelle. Brest ist schon weit, Paris eine andere Welt. Aber, wie sagen die Eingeborenen immer: "Das sind die Inseln."


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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