Erleuchtung garantiert
BRD 1999 (Erleuchtung garantiert) Regie Doris Dörrie, 109Min.
Laterne, Laterne, der Haussegen brennt: Eine klassische Familie imChaos. Vier Kinder plärren und der Herr (Uwe Ochsenknecht) gehtlaufen. Daraufhin geht seine Frau stiften. Auf Video dokumentierteDoris Dörrie ("Ich und Er", "Keiner liebt mich", "Bin ichschön?") extremen Frauenalltag. Zwei ungleiche Brüderkümmern sich derweil um Ausstattungsberatung, sind alsoKüchenfachleute - in der Theorie ...
In seiner verlassenen Verzweiflung hängt sich Uwe dann anseinen Zen begeisterten Bruder Gustl (Gustav-Peter Wöhler).Nachdem der jämmerlich Sitzengelassene Tränen undZigaretten herrlich hemmungslos im Steinernen Garten fürsZimmerambiente zerdrückt hat, geht es am nächsten Morgengen Osten. In Tokio bestaunen sie die vielen Raben und Handys,verlaufen sich hoffnungslos und bekommen obdachlos die ersten Lehrendes Lebens zu spüren, lange bevor sie im Zen-Kloster ankommen.
Die Besinnungstouristen spezialisieren sich dort auf Put-Zen, zudeutsch Scheuer-Therapie. Uwe und Gustl meditieren im Sitzen, imPutzen und im Halbschlaf. Zum Jammern haben sie ihr Videotagebuch,welches die besten Zen-Sprüche hervorlockt, denn das Ganze istja eine Parodie oder zumindest eine Komödie!
Doch das Spannendste am Film ist seine Entstehung: Mit einemMiniteam quartierte sich Doris Dörrie in dem ehrenwertenjapanischen Zen-Kloster Monzen ein. Die Genehmigung erteilte ihr derAbt unter der Bedingung, dass alle Beteiligten ganz normal amKlosterleben und seinen Ritualen teilnehmen. So kehrten sie in sichund den Hof, drehten mit kleinen Videokameras, standen zuunchristlichen Zeiten auf und hatten alle eine interessante Zeit. Diebeiden Darsteller Uwe und Gustl gaben den Helden ihre Vornamen undimprovisierten richtig nett. Uwe Ochsenknecht legte dazu wie schon inDörries "Bin ich schön?" eine erstaunlich glaubhafteLeidensgeschichte hin.
Vor allem die Regisseurin Doris Dörrie steckte viel Herz indiese Megaherz Filmproduktion. Nach dem Tode ihres (Kamera-) Mannesfand sie auch im Buddhismus Halt. Mit östlich weiser Lockerheitmissioniert sie jedoch nicht. Die großen persönlichenVeränderungen durch die innere Kon-Zen-Tration erweist sich imFilm letztlich (bewußt) als lächerlich banal. ImNachschlag gibt es dann noch ein schwules Coming Out und einelächerlich gehaltene Aufarbeitung der Kindheit. Aber da war derFilm nach tollem Auftakt schon sehr lange sehr langweilig, wurde zueiner harten Kinomeditation, verlor sich dokumentarisch im Nichtsuninteressanter Bilder.
PS: Besonders erwähnenswert - Heiner Lauterbach, der seinenMann vermißt.
Die Filme von Doris Dörrie:
Mitten ins Herz (1983) Im Innern des Wals (1984) Männer(1985) Paradies (1986) Ich und Er (1987) Geld (1989) Happy Birthday,Türke (1991) Keiner liebt mich (1994) Bin ich schön? (1998)
Die Bücher von Doris Dörrie:
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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