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Entfesselte Helden

USA 1995 (Unstrung Heroes) Regie Diane Keaton, mit AndieMacDowell, JohnTurturro, Nathan Watt, Michael Richards, Maury Chaykin, KendraKrull u.a.

Wenn der genial-verdrehte Erfinder-Vater von einem anderen Sternstammt, verspricht das eine aufregende Kindheit. Gelten dannzusätzlich dessen Brüder als komplett durchgeknallt, istein humorvoller, ideenreicher Film gesichert. Mit Andie MacDowell alsschönste leidende Filmmutter unserer Zeit ist für dieWärme in Diane Keatons anrührendem Leckerbissengesorgt.

John Turturro spielt Sid Lidz, der seine verrückten Maschinenin verrückten Filmen dokumentiert. Für Sohnemann StevenLidz bastelte er eine ferngesteuerte Bettkuppel mit projiziertemSternenhimmel dessen Kurzschluß allerdings für kompletteDunkelheit sorgte. Töchterchen Sandy stürzte mit demtollsten Kostüm in der Kategorie ohne Sehschlitze bei derSchulaufführung von der Bühne. Als die wunderbare SelmaLidz schwer erkrankt, fliegen zwar ausgetauschte Ionen durchGlaskolben und Zimmer, doch mit Gefühlen hantiert Dad nicht sofurios wie mit seinen allmächtigen Zahlen und Formeln. So fliehtSteven zu seinen Önkels und entdeckt eine bizarre Welt ausZeitungsbergen, Ballawinen und schrecklichen Hausmeistern. Danny undArthur Lidz sammeln in der Kanalisation verloren gegangeneBälle, die das Geräusch spielender Kinder aufbewahren. Alsliebenswerte jüdische Spinner fliehen sie vor der großenVerschwörung, die von den letzten zwölfvertrauenswürdigen Personen des Staates schon vierhinrichtete.

Die bekannte Darstellerin („Manhattan Murder Mystery",„Der Pate I-III", „Radio Days" oder auch „Manhattan")und nicht so bekannte Regisseurin Diane Keaton („Twin Peaks" und„Heaven") wählte eine einfühlsam unauffällige,aber treffende Filmsprache, um Stevens Suche nach Halt in der Zeitdes Abschieds zu vermitteln. Sie läßt Gefühle wieschöne Kinderbälle in Zeitlupe springen. Mit und in ihremFilm versucht die Kamera auf poetische Weise, das verfließendeLeben zu bannen. Die filmischen Erinnerungen über dem Sarg derMutter sind eine der schönsten Film-im-Film-Szenen seit„Cinema Paradiso".


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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