Emil und die Detektive

BRD 2001 (Emil und die Detektive) Regie und Buch Franziska Buch, 120 Min

Manche Bücher sind einfach nicht tot zu filmen - denkt man. Man muss es jedoch nur durch konsequente Anspruchslosigkeit einschläfern, dann hat man dem Mittelmaß wieder einen Sieg errungen. "Emil und die Detektive" ist in diesem Sinne ein Volltreffer!

Um seinem arbeits- und führerscheinlosen Vater zu helfen, fährt Emil nach Berlin. Schon im Zug klaut ihm der unangenehme Gauner Max Grundeis (Jürgen Vogel) alles Geld, doch Emil kann den Halunken verfolgen. Dabei hilft ihm eine kunterbunte Gruppe von Berliner Gören.

Eine Neuverfilmung von Kästners Kindergeschichte aus dem Jahr 1928 scheint eine sichere Sache zu sein, erfreut sich doch der "Klassiker" von 1931, bei dem neben Kästner auch der junge Billy Wilder am Drehbuch schrieb, noch immer großer Beliebtheit. Doch wie so oft bei solchen durchkalkulierten Projekten kann man den Neuversuch getrost vergessen. Denn der Stoff wurde uninspiriert modernisiert. Zwar ist Berlin wieder aktuell, doch eine Kulisse mit dem neuen, alten Hotel Adlon allein reicht nicht. Erzählstil, Timing und die Figuren sehen aus wie Fernsehen von vorgestern. Kästners Spritzigkeit ging fast völlig verloren.

Tobias Retzlaff ist als Emil Tischbein nicht unbedingt eine Leinwandentdeckung. Erst mit dem Auftritt der agilen Pony Hütchen (Anja Sommavilla) und ihrer Jugendgang kommt Schwung sowie Hiphop in den Film. Auch Kai Wiesinger als allein erziehender Vater macht auf Routine und Maria Schrader übt sich als gutherzige und völlig zerstreute Pastorin Hummel in übertriebenem Spiel. Die kleinen Racker im Publikum sind ja so unkonzentriert, da muss man schon was dicker auflegen. Wer allerdings einen Film kindgerecht gestalten will, sollte zuerst über die Länge nachdenken. 120 Minuten sind da keineswegs ideal.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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