Eierdiebe

BRD 2003 Regie und Buch Robert Schwentke mit Wotan Wilke Möhring, Julia Hummer, Janek Rieke, Antoine Monot jr. 82 Min.

Mit gutem schwarzem Humor nehmen die "Eierdiebe" Krankheit und Tragik gleichzeitig auf die Schippe.

Krankheiten sind ein kniffliges Thema im Film. Im Prinzip will davon ja niemand etwas wissen, aber es ist auch unschlagbar tragisch, wenn die unheilbare Krankheit die Love Story am Ende auseinander reißt. Ein schmaler Grat, wie auch die schreckliche geniale Krankenhaus-Geschichte "Wit" mit Emma Thompson bewies - sie kam niemals ins Kino. Die "Eierdiebe" bringen ein anderes Kunststück fertig - sie sind zum totlachen ...

Als der junge Martin mit Hodenkrebs im Krankenhaus landet, gerät er in die Fänge der "Eierdiebe": Götter in Weiß schnibbeln bedenkenlos an ihm rum. Ihrem Standard-Spruch "Bei uns sind Sie in guten Händen" - glaubt man immer weniger. Nicht nur mit Martins Gesundheit geht es bergab, auch die Menschenwürde leidet heftig: Mittlerweile ist er nur noch "der Hoden". Nach der ersten Chemotherapie passt sich seine Frisur den anderen Glatzen an. Martin verschlägt die routiniert raue Behandlung durch das Personal erstmal die Sprache. Doch zum Glück gibt es auch auf der Krebsstation Freunde. Mit Nickel und Harry könnte Martin nicht nur Pferde stehlen, er kann auch seine entfernten Körperteile aus dem Untergrund der Pathologie entführen: "Die Rache der Eierdiebe". Und Susanne von der Frauenstation weist ihn als gute Freundin in die Geheimnisse des Krankenhauses ein. Gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen die Herzlosigkeit des Gesundheitsbetriebes auf.

Mit atemberaubend schwarzem Humor macht Schwentke den Horrortrip einer Krebserkrankung einfühlsam und ohne Rührseligkeiten erfahrbar. Dabei erweist sich "Eierdiebe" als einer der fälschlicherweise "klein" erachteten Filme, die ohne großes Aufsehen alles richtig machen: Wotan Wilke Möhring wirkt als Martin unscheinbar und dadurch umso glaubwürdiger. Das Kumpanen-Trio aus der Klinik mit Julia Hummer, Janek Rieke und Antoine Monot jr. sorgt für ausgeprägte Charaktere. Die Kamera von Florian Ballhaus kreiselt noch nicht so wie die von Papa Michael, kann sich aber sehr gut sehen lassen. "Eierdiebe" hat alles zum Lach- und Kino-Erfolg.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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