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Edelweißpiraten
BRD 2002 (Edelweißpiraten) Regie: Niko von Glasow mit Anna Thalbach, Iwan Stebunov, Bela B. Felsenheimer 97 Min.
Sie hießen nicht Stauffenberg oder Scholl, doch das kann nicht der Grund sein, weshalb der Widerstand der Edelweißpiraten immer verdrängt wurde. Wenn jetzt ein intensiver, raffiniert inszenierter Film über die Jungendgang aus Köln auch Probleme hat, ins Kino zu kommen, könnte man sich glatt Verschwörungstheorien ausdenken ...
Sie sind Jungs und Mädels aus Köln-Ehrenfeld, die das schon mächtig zerbombte Viertel wie ihre Westentasche kennen. Ein Vorteil, wenn man sich mal wieder mit den HJ-Banden prügelt. Die Kluft zwischen Nazi-Anhängern und den ungehorsamen Edelweißpiraten geht gar durch Familien. Hans hört im Radio die verbotene Swing-Musik, während sein jüngerer Bruder Peter den Staatsfunk einstellt und als HJ-ler gedankenlos den Nazis hinterher läuft.
Nach einem weiteren Luftangriff findet Karl den verletzten KZ-Häftling Hans, der zum Bomben-Entschärfen draußen war und fliehen konnte. Man versteckt ihn bei der Witwe Cilly (Anna Thalbach), die zuerst ihre Pflege und dann noch mehr gibt. Zum Leidwesen Karls, der Cilly liebt, aber als "zu jung" abgewiesen wird. Es entwickelt sich ein gespanntes Dreiecksverhältnis in lebensgefährlichen Zeiten, denn die Gestapo sucht die Edelweißpiraten und unter dem neuen Anführer Hans radikalisiert sich die Widerstands-Gruppe. Die Situation eskaliert, immer mehr Waffen tauchen auf und schließlich fällt die Gestapo in die Wohnung Cillys ein, die als Unterschlupf und Waffenlager diente.
Dies ist nicht der ideologie-schwülstige Widerstand der Geschwister Scholl (-Filme), hier versuchen richtige Menschen im Bombenkrieg zu überleben. Die verrücktesten von ihnen gingen nachts mit der Pistole "Nazis jagen". Das hätten vielleicht mehr Leute machen sollen - aber dann hätte es im Nazi-Deutschland eventuell so ausgesehen wie jetzt im Irak ...
Anders als bei den üblichen Ideologie-Heroen mit besten Haltungsnoten zeigen die "Edelweißpiraten" Menschen mit Schwächen. Verrat, Abhängigkeiten, falsche Entscheidungen führen dazu, dass die "Terrorbande" von Köln-Ehrenfeld komplett verhaftet wird und nach brutaler Folter (fast) alle am Galgen hängen.
Zentral steht die tragische Figur des Karl, dem nicht nur die Liebe sondern auch der kleine Bruder genommen wird. Karl, das ist der letzte Edelweiß-Überlebende Jean Jülich, nach dessen Erinnerungen der Film gedreht wurde und der selbst im einfachen und ehrlichen Kölner Dialekt den Kommentar spricht.
Es gibt "Kölsch" zu hören, dazu flotte Django Reinhardt-Gitarrenläufe in dramatischen Verfolgungen. Die engagierte Produktion zu einem der deutschen Nichtthemen bemüht schräge Kamera, Schwenks aus der Hand, rasche Zooms, hat wirklich glaubwürdige Trümmer-Settings (aus Russland), ist hochspannend, wenn ein kleiner Junge unter einer riesigen Fliegerbombe eingeklemmt ist. Auch bei den Haupt-Darstellern wirkt "Edelweißpiraten" ansehnlich, mit Anna Thalbach als resolute Mutter Cilly und dem belgische Oscar-Macher Jan Decleir als Gestapo-Chef.
Doch die knappen Mittel fallen an einigen Stellen auf, etwa bei der hallenden
Synchrostimmen. Ansonsten passt die Machart gut zu einem einfachen Milieu
ohne aufwändiges Produktionsgeprotze, mit denen andere Nazifilme untergehen.
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