Der ewige Gärtner
Großbritannien, Kenia, BRD 2005 (The Constant Gardener) Regie: Fernando Meirelles mit Ralph Fiennes, Rachel Weisz, Danny Huston, Anneke Kim Sarnau, Billy Nighy, Pete Postlethwaite 128 Min. FSK ab 12
Ein Ausbruch filmischer Gewalt war der eindrucksvolle und erschütternde "City of God", eine Jugendgeschichte aus den Favelas. Nun inszenierte Fernando Meirelles mit dem "englischen Patienten" Ralph Fiennes und Rachel Weisz ("About you", "I want you") einen Liebesfilm voller großem Engagement um die Frage "Wegschauen oder Handeln". Die Schönheit afrikanischer Landschaften, die Romantik einer ungleichen Liebe und die mörderische Brutalität der Pharmakonzerne ergänzen sich zu einer beeindruckenden Roman-Verfilmung nach John le Carré.
Erst prallen ihrer Meinungen aufeinander, dann finden sich ihre Augen und schon bald ihre Körper. Der etwas steife Diplomat Justin Quayle (Ralph Fiennes) und die junge, engagierte Entwicklungshelferin Tessa (Rachel Weisz) stehen politisch auf zwei verschiedenen Seiten, doch sie lieben sich. So leben sie zusammen und gehen bei der Arbeit verschiedene Wege, die sich allerdings oft kreuzen. Tessa greift bei einem Botschaftsempfang einen afrikanischen Politiker wortgewandt an: Die öffentlich groß angekündigten medizinischen Apparate sind nie im Krankenhaus angekommen.
Eines Tages wird Tessa in Afrika umgebracht. Der Schmerz im Gesicht von Fiennes, die Momente unerträglicher Gefühle, mit denen Meirelles tief rührt, gehören zu den besonderen Qualitäten dieses Films. Doch die einfühlsamen, mit stilvoll expressiver Farbdramaturgie eingefangenen Emotionen sind nur einige von ihnen. Die Polizei verdächtigt Tessas Kollegen, den kenianischen Arzt Arnold Bluhm (Hubert Koundé) des Mordes. Doch als Quayle selbst Nachforschungen anstellt, findet er heraus, dass Bluhm schwul war und so nicht für die angebliche "Tat aus Leidenschaft" in Frage kommt. Der vorher staatskonforme Mann folgt immer mehr den Wegen seiner Frau, entdeckt auch die Machenschaften der Pharmaindustrie, die in Allianz mit korrupten kenianischen und englischen Politikern Medikamente günstig an ahnungslosen Menschen in Afrika testen. Und Quayle entdeckt zu spät das Besondere an seiner Frau und ihrer Liebe ...
John le Carré schrieb zu den erschütternden Hintergründen dieses romantischen Polit-Thrillers, im Vergleich zu dem, was wirklich passiert, wären sie wie eine nette Gute-Nacht-Geschichte. Carré war ein Insider in Geheimdienstkreisen und auch diese kriegen ihr Fett weg, wie die Politiker, die Diplomaten, die Wirtschaftbosse ... Zentral steht die Frage, wie und wem man helfen kann. Quayle steht anfangs wie viele dem unermesslichen Leid erstarrt gegenüber und überlässt das Helfen den Organisationen. Tessa half, wo sie könnte und wo sie gebraucht wurde - erkennt der trauernde Quayle und folgt auch darin ihren Spuren.
Im Gegensatz zu dem letzten beeindruckenden Le Carré-Film, der sarkastischen "Schneider von Panama" mit Pierce Brosnan, überzeugte Meirelles gleich mit einer spannenden Story, mit einer ganz besonderen Liebesgeschichte und einer Ästhetik, die wie eine Liebeserklärung an seine Figuren und an Afrika wirkt.
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