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Der Exorzismus von Emily Rose
USA 2005 (The Exorcism of Emily Rose) Regie: Scott Derrickson mit Laura Linney, Jennifer Carpenter, Tom Wilkinson, Campbell Scott 120 Min.
Verteufelt raffiniert, wie diese Mischung aus Gerichts- und Exorzismusfilm uns glauben machen will, es sei schon ok, wenn bei der Teufelsaustreibung der eine oder andere Teenager drauf geht. Altbekannte Schocker im Stile von "Der Exorzist" oder "Das Omen" vermischt mit schockierend zähen Gerichtssequenzen. So will man zwei überkommen geglaubte Riten widerbeleben (sic!): Ex(orzismus)-und-Weg-Filme und Teufelsaustreibungen.
Priester Moore (Tom Wilkinson) wird verhaftet, als er irgendwo in amerikanisch ländlicher Einöde eines seiner Schäfchen besuchen will. Das Mädchen Emily Rose (eindrucksvolle Verrenkungen: Jennifer Carpenter) ist nämlich schon tot und sieht sehr übel aus - klar, wenn an der einen Seite irgendwelche Teufel und an der anderen Gotteskrieger an einem rumzerren, geht es blutig und eklig zu.
Im Auftrag der Erzdiözese soll die aufstrebende Rechtsanwältin und Agnostikerin Erin Bruner (Laura Linney), den Exorzisten Moore verteidigen und vor allem dafür sorgen, dass dieser vor Gericht den Mund hält. Doch ernst und gefasst lehnt der Kathole alle Angebote ab, er will die Wahrheit ans Licht zerren: Emily Rose war vom Teufel besessen! Und das Mädel gab trotz gemeinster Fürchte-Dich- und Horror-Szenarien keinen Zentimeter heiligen Boden preis, lehnte schon ziemlich zermartert sogar einen Freifahrschein direkt in den Himmel ab, den Maria höchstpersönlich anbot. Nein, Emily wollte den Geistern zeigen, das ein Gottes-Kind bis zum letzten Blutstropfen kämpft. Ein Opfer-Lamm mit Christen-Verdienstkreuz Klasse 1.
Jetzt wird die ganze Geschichte vor Gericht breitgetreten, Rückblenden sorgen ziemlich heftig und schrecklich dafür, dass niemand wegdämmert kann. Und dieser geschickt gesetzte Rahmen bildet den Clou des erzkonservativen Films: Die Nicht-Existenz des Bösen könne ja nicht bewiesen werden, heißt es in der Verteidigungsrede. Aber es kann auch nicht bewiesen werden, dass die katholische Kirche kein teuflischer Verein zur Verführung und Geißelung harmloser Menschen ist. Das sind logische Tricks und keine ernsthaften Argumente. Das Böse in Form von Waffenhändlern, Kriegstreibern oder Vergewaltigern ließe sich allerdings beispielsweise ganz gut feststellen und bekämpfen, wenn man nicht gerade mit Exorzismus, Glaubenskriegen oder dem Jenseits beschäftigt ist!
Allerdings muss man sagen: Gut gebrüllt Mittelalter. Das Ganze führt recht geschickt auf den Leim der Kirchenbank. Wie Erin Bruner von der schwarz gekleideten, ungläubigen und zynisch kalten Karriere-Frau durch ein paar nächtliche und pünktliche Besuche vom Belzebub zur Kirchensteuerzahlerin wird, ist gut gemacht. Jennifer Carpenter zeigt ein tolles Gesicht und eindruckvolle Fratzen, die Zeug zum Kino-Ikon haben. Exorzist Tom Wilkinson könnte wie sein Vorgänger in eine Spielfilmserie einsteigen, bei der reihenweise junge Leute tot-gerettet werden.
So will die durchaus effektive Horror-Inszenierung mehr sein als harmloser
Kino-Schrecken. Sie basiert - und das ist wirklich schauerlich - auf der
wahren Geschichte einer deutschen Studentin, die 1976 von bayrischen Pfarrern
umgebracht wurde. Ein Film, der dies rechtfertigt, schreit danach, von einer
aufgeklärten Kritik mit Feuer und Flamme ausgetrieben zu werden.
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