Dumplings

Hongkong 2004 (Dumplings) Regie: Fruit Chan mit Bai Ling, Miriam Yeung, Tong Ka-Fai Leung 91 Min.

Frauen-Horror?

Es gibt Hautpflegeprodukte, gegen die Uschi Glas' Pickelcremes Kinderkram sind. Der ebenso schwer erträgliche wie einzuordnende "Dumplings" könnte ein engagierter Frauen-Film über den Jugendzwang speziell im modernen Asien sein. Wenn er sich nicht in schockenden Aufnahmen suhlen würde ...

Frau Li, einst Schauspielerin, jetzt frustrierte und betrogene Ehefrau, sucht eine Adresse in einem Wohnviertel Hongkongs auf. Dort kocht Frau Mei (Bai Ling) besondere Teigtaschen, Dumplings genannt. Die Dumplings der Frau Mei sind nicht unbedingt lecker, sie sind kostbar, weil sie Frauen verjüngen sollen. Während Frau Li neugierig in die Küche lugt, wissen wir schon, welche Zutat die wundersame Wirkung haben soll. Mei war einst Ärztin, sie hatte dank der chinesischen Einkind-Politik viel mit Abtreibungen zu tun. Jetzt hat sie immer noch Beziehungen im Krankenhaus, die sie mit frischen Föten versorgen!

Nach dieser Information gibt es lange nichts Schauriges oder Ekliges mehr zu sehen, doch die Musik und die eigene Vorstellung lösen den Würgreiz aus, wenn Frau Li erst widerwillig, dann mit perverser Lust die Teigtaschen verschlingt. Erst zeigen sie kaum Wirkung, doch die Kundin will mehr und Mei liefert extremere Mittel ...

Der Hongkong-Star Bai Ling spielt ein fröhliches Girlie, auf dessen Stirn keine Denk- oder Sorgenfalte zu sehen ist. Sie ist selbst ihre beste Werbung. Die junge Hexe, schamlos und frech, könnte gut für die Kosmetikindustrie stehen. Zynisch verspricht sie alles, kümmert sich nicht um die Folgen und geht dann mit dem Nächsten ins Bett. Denn "Dumplings" kostet nicht nur seinen Schockmoment aus, er erzählt auch eine ernste Geschichte von Lis Kampf um ihren Mann, der sein Mittel für ewige Jugend hat. Das bewegende Eifersuchtsdrama von Fruit Chan ("Little Cheung", "Made in Hongkong") zeichnet das Psychogramm einer verzweifelten Frau. Kamera-Gott Chris Doyle fand geniale Bilder im Stile von "Mood for Love".

Also ein Frauenfilm mit Szenen, die vor allem für Frauen ungenießbar sein werden. Wenn man dies Horror nennt, dann Horror einer völlig eigenen und neuen Art. Und tatsächlich gab es ja auch bei uns Hautcremes mit derart kannibalistischen Zutaten ...


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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