Drei Farben: Rot
Erstaufführung, Fr 1994 (Trois Couleurs: Rouge) Regie: Krzysztof Kieslowski, 97 Min.
Wenn Jean-Louis Trintignant als verbitterter Ex-Richter in seinem einsamen Haus nur noch über angezapfte Telefonleitungen am Leben anderer teilnimmt und sie manchmal auch beeinflußt, erinnert er an den pessimistischen Regisseur Kieslowski, der immer behauptete, er wolle mit seinen Filmen überhaupt nichts erreichen und man könne ja sowieso nichts ändern. Doch der zynische Richter, der selbst seinen anhänglichen, verletzten Hund nicht wiederhaben will, bangt letztendlich doch um 'seine' Figuren. Es bleibt in der Schwebe, ob dem auf einem Hügel wohnenden Schicksalslenker die Geschichte aus den Händen gleitet.
Valentine (Irène Jacob) und ihr Freund Michel erreichen sich selbst über Telefon und Anrufbeantworter nicht. Karin und Auguste sind zusammen bis sie ihn betrügt. Kieslowski zeigt in eleganter Montage, daß sich Valentine und Auguste begegnen könnten, doch das Fotomodell trifft erst mit ihrem Wagen den Hund des Richters. "Brüderlichkeit", der letzte Teil in Kieslowskis Drei Farben-Trilogie fügt ihr Wärme und Menschlichkeit hinzu. Nach den Trikolore-Farben "Blau" mit bedrohlicher, einsamer 'Freiheit' und "Weiß" mit kaum möglicher 'Gleichheit' zwischen Ost und West legt Kieslowski in den letzten Zügen seines angeblich letzten Films seinen Zynismus ab. Mit seinem Co-Autor Krzysztof Piesiewicz schuf der aus Polen stammende Regisseur wiederum einen ganz anderen Stil, formal an "Der Zufall möglicherweise" erinnernd, obwohl hinter dem Zufall jetzt auch ein Richter stehen könnte. "Rot" lenkt die Emotionen nicht so eindeutig wie "Blau", ist in der Story verspielter als "Weiß". Trotz der anscheinend einfachen Handlung ist "Rot" ein sehr komplexer Film, in dem sich viele poetische Geschichten sehen lassen und der verspielt die Farbe Rot im Bild variiert.
Eine Kritik von Günter H. Jekubzik
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