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Don Juan DeMarco

USA 1995, Regie: Jeremy Leven, 98 Min.

Don Juan, der beste aller Liebhaber, gewährt uns eine Probe seiner Verführungskunst als Vorspeise, bevor er sich im spanischen Zorro-Dress in den Tod stürzen will. Der alte Psychiater Jack Mikler (Marlon Brando) hält den schönen, jungen Edelmann (Johnny Depp) von der Tat ab, indem er sich als Edelmann Don Otavio ausgibt - im New York der Neunziger. Mit castillianischem Dialekt erzählt der nun eingewiesene Don Juan von seiner Jugend in Mexiko, von seinen ersten Erfahrungen mit Frauen und seiner Liebesschule. Während die Klinikleitung an seinem Verstand zweifelt, verändert der angeblich so realitätsferne Träumer seine Umgebung. Krankenschwestern schweben durch die Gänge, Pfleger verschwinden nach Madrid und der gesetzte sowie ziemlich übergewichtige Jack entdeckt mit siebzig Jahren die Liebe zu seiner Frau (Faye Dunaway) erneut.

"Don Juan" ist mit Johnny Depp und Marlon Brando ein außerordentlicher Star-Film, der neben der Anwärterschaft auf den romantischsten Film des Jahres viele reizvolle biographische Sichtweisen bietet. Mit seinen Geschichten belebt der junge Liebhaber den ausgebrannten, ehemaligen Star (der Psychiatrie). Da muß jeder an Brandos Karriere denken, denn "Don Juan" bietet auch dem Blick aufs Star-Image ein besonderes Vergnügen: Hier treffen zwei Idole verschiedener Zeiten aufeinander. Den 31-jährigen Depp trennen allerdings nicht nur Generationen vom 71-jährigen Brando. Der gesetzte Star kämpfte als Rebell ("The wild one") in seinen Filmen. Seine gesamte wechselhafte Karriere war eine Auseinandersetzung mit dem Hollywood-Establishment (wie es Jörg Fauser sehr begeisterungsfähig in seiner Brando-Biographie nacherzählt). Heute dagegen schmelzen die Frauen reihenweise vor Johnny Depp in die Kinosessel. Doch vielen der Figuren des neuen "größten Liebhabers aller Zeiten" haftet eine eigentümliche Passivität in Bezug auf ihr eigenes Leben an. Selbst als "Don Juan" verändert er nur das Leben des Psychiaters Jack Mikler, nimmt nicht sein eigenes in die Hand. Diesmal geht eine Figur Depps den gar nicht so dummen Weg, sich eine Maske, eine fantastische Identität zu wählen, um mit der harten, düsteren Realität zurecht zukommen. Denn "Don Juan" ist auch eine wunderbare, verspielte Parabel über die Realität und die Macht der Träume, sowie ein raffinierter Film über das Traum-Prinzip Kino an sich, über den Ausgleich zwischen Realität (Mikler) und Fantasie (Don Juan). Regisseur Jeremy Leven nahm gleich Buch und Regie in seine begnadeten Hände. Sein erstaunliches Erstlingswerk, das frei einige Episoden von Lord Byrons "Don Juan" übernimmt, überzeugt in jeder Hinsicht, macht Spaß und verzaubert.

*** PS: Michael Kamen zitiert hier Carmen, echt wahr!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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