Takeshi Kitanos Dolls

Japan 2002 (Dolls) Regie Takeshi Kitano 113 Min.

So wie man Hardrockern besonders einfühlsame Balladen nachsagt, überraschen auch Gangsterfilmer mit wunderbaren Liebesfilmen. Takeshi Kitano, Japans Superstar mit nie verschwiegenen Beziehungen zu den Yakuza, inszenierte mit "Dolls" nach knallharten Gangster-Poesien ("Hana-Bi", "Brother") und verspielten Kindergeschichten ("Kikujiro") nun eines der ergreifendsten, schönsten und klügsten Liebesgedichte des Films.

Matsumoto und Sawako stehen kurz vor ihrer Heirat, doch der Bräutigam entscheidet sich für eine "bessere Partie". Nun irrt Sawako infantil durch die Stadt. Von Schuldgefühlen getrieben, folgt Matsumoto ihr, bindet sie mit einem roten Seil an sich. Dieses tragische Paar wandert scheinbar ziellos übers Land, durch die Jahreszeiten und verbindet weitere unglückliche Liebesgeschichten.

Da ist der mächtige Yakuza-Boss, den es im Alter immer wieder in einen bestimmten Park zieht. In seiner Jugend aß er hier immer zu Mittag - neben einer jungen Frau ... Eine andere Frau sitzt alleine am Strand. Sobald jemand auftaucht, verhüllt sie ihr Gesicht. Dabei war sie noch vor kurzem gefeierter Popstar mit zahllosen Fans, darunter auch ihr treuester Fan. Der muss allerdings noch aktiver werden, als er einen Konkurrenten bekommt ...

Kitanos "Dolls" berührt als Komposition, als Farbenspiel, als hypnotischer Rhythmus. Da ist die Blütenallee in den wunderbaren Farben des Herbstlaubs, durch die ein trostlos aneinander gebundenes Paar trottet. Das Symbol des empfindlichen Schmetterlings ist selten so anrührend auf Film gebannt worden. Exquisit bestickte, weich wehende Gewänder stammen vom berühmten Modemacher Yohji Yamamoto. Das durchgehende Thema ist die späte Reue der Männer, wie alle guten Filme vermittelt "Dolls" jedoch weit mehr als sich in Worten zusammenfassen lässt.

Takeshi Kitano nennt sich als Schauspieler, TV-Entertainer ("Takeshis Castle" auf DSF) und Komiker Beat Takeshi und ist in den japanischen Medien ein Superstar. Zeitweise war er in bis zu neun Sendungen pro Woche zu sehen! Seit 1989 führte er Regie in vielen Filmen, die allerdings eher im westlichen Ausland Anerkennung fanden. Seine Meisterschaft in vielen Medien zeigt sich auch wenn der quälend schöne, endlose Leidensweg von Matsumoto und Sawako nahtlos in ein ebenso ergreifendes Puppenspiel übergeht. "Dolls" ist halt nicht nur der bewegendste, auch der kunstvollste Liebesfilm seit langem.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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