Der Duft von Lavendel

Großbritannien 2004 (Ladies in Lavender) Regie: Charles Dance mit Dame Judi Dench, Maggie Smith, Daniel Brühl 103 Min.

Er hat es schwer, "unser" Jungstar Daniel César Martín Brühl González Domingo, kurz auch Daniel Brühl genannt. In "Good Bye, Lenin", "Das weiße Rauschen" oder "Die fetten Jahre" beeindruckt sein Spiel. Als polnischer Schiffbrüchiger, der Ende der Dreißiger bei zwei englischen Ladies strandet, kann er neben den Schauspielmonumenten Judi Dench und Maggie Smith so gerade noch bestehen. Aber immerhin!

Die beiden Schwestern Ursula (Judi Dench) und Janet Widdington (Maggie Smith) haben sich zum abgeschiedenen Lebensabend an der Küste von Cornwall eingerichtet. Der Tod von Janets Ehemann im Ersten Weltkrieg war noch nie Thema, das Wetter schon, auch das Wachstum im eigenen Garten. Als sie jedoch eines Morgens einen Schiffbrüchigen bewusstlos am Strand finden, droht das stille Gleichgewicht zu kippen. Denn schon beim ersten Anblick des jungen Polen Andrea Marowski (Daniel Brühl) ist Ursula tief gerührt. Ihre Pflege des wegen eines Beinbruchs ans Bett gefesselten Andrea wird bald zu fürsorglich. Nicht nur die ruppige Haushälterin Dorcas (Miriam Margolyes) wundert sich über die närrische wirkende Gefühlsaufwallung der viele Jahrzehnte älteren Frau. Zwischen Ursula und Janet fallen ein paar heftige und deutliche Worte - skandalös für diese reservierten Britinnen! Und ein dramatischer Höhepunkt des ebenso ruhigen wie malerischen Films.

Denn auch wenn noch ein, zwei weitere gebrochene Herzen zu vermelden sind, hält sich der Film mit Dramen vornehm zurück: In der pittoresk geschilderten Dorfgemeinschaft befindet sich noch ein weiterer Gast, die verführerische Malerin Olga Danilof (Natascha McElhone) dringt wie eine Hexe im Märchen in die seltsame Dreiergemeinschaft ein. Sie wurde angelockt vom exzellenten Geigenspiel Andreas und will ihn - als Schwester des berühmten Violinisten Danilof - fördern. Nur sie kann mit dem Gestrandeten in Deutsch sprechen. Während der Pole kein Englisch versteht, müssen die Schwestern für jedes Wort ihr deutsches Lexikon bemühen. Bei intimen Sitzungen für ein Gemälde muss Andrea feststellen, dass Olga nicht mehr will. So eine freundliche Abneigung hat auch schon den reifen Dorfarzt Dr. Francis Mead (David Warner) frustriert, der die beiden in Deutsch redenden Fremden nach Kriegsausbruch bei der Polizei meldet ...

Vor allem die betörend schönen Bilder und das eindrucksvolle Spiel der beiden britischen Damen adeln diesen ruhigen Film, in dem sich ganz gemächlich kein Drama entwickelt. In verspielt nebensächlichen Szenen wird das Scheunenfest nachempfunden oder ein hohes Lied der Mechanisierung mit einer Dampf-Dreschmaschine auf dem Felde gesungen. Brühl spielt tatsächlich vor allem einen dummen Jungen und hält sich in dieser beschränkten Rolle tapfer.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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