Dem Himmel so fern

USA 2002 (Far from Heaven) Regie: Todd Haynes Buch: Elmore Leonard, Todd Haynes Mit: Julianne Moore, Dennis Quaid, Dennis Haysbert. 107 Min. FSK ab 12

Todd Haynes erschuf mit "Dem Himmel so fern" eine faszinierende Kunstwelt im Stile von Douglas Sirk. Aber im Gegensatz zu den fast genau so aussehenden Filmwelten der Fünfziger blicken wir diesmal offen hinter die Fassade auf Aspekte des realen Lebens. Die Familie Whitaker gilt als Musterfamilie, die Magnatech-Familie genannt nach den Fernsehern, die Frank Whitaker (Dennis Quaid) verkauft. Abends treibt es ihn ins Kino, in eine fremde Welt. Er landet in einer Schwulenbar und ein "altes Problem taucht wieder auf", wie Frank es beschreibt. Seine Frau Cathy (brillant und oscar-nominiert: Julianne Moore) erwischt ihn kurz darauf beim Seitensprung mit einem anderen Mann. Während Frank reumütig versucht, die "Krankheit" mit Hilfe eines Arztes zu bekämpfen, gerät Cathy selbst in Probleme. Einige Gespräche mit dem schwarzen Gärtner Raymond (Dennis Haysbert) sorgen in einer Gesellschaft, die nur formal die Rassentrennung abgeschafft hat, für einen Skandal. Cathy wird Stadtgespräch, alle drehen sich nach ihr um und der beidseitige Rassenwahn wird bald Opfer fordern ...

Die Herbstkleider der Damen sind perfekt Ton in Ton mit dem fallenden Laub. Exquisite Bilder, eine faszinierende Ausstattung im Zeitkolorit, ein äußerst stimmiges Styling begeistern, bis die dramatische Story alle Aufmerksamkeit fesselt. Das was so spöttisch beginnt, entwickelt sich zum bewegenden Melodram, wenn hinter den Kostümen die leidenden Menschen zum Vorschein kommen. Die Anlehnung an die auch von Fassbinder verehrten Melodramen des deutschen Hollywood-Starregisseurs Douglas Sirk ("Imitation of life") ist unübersehbar, doch "Dem Himmel so fern" kann durch die zeitliche Distanz nur gebrochen wirken, das tut es aber zeitlos und universal.

Die abgeschlossene Welt erlaubt anfangs kaum Außenszenen. Cathy sagt, das Schlimmste sei das Geheimnis, das Leben im Dunkeln. Nur der gebildete Gärtner Raymond tritt mutig auf und überschreitet Grenzen in beide Richtungen. Freundlich zeigt er Cathy, was es bedeutet, der einzige Schwarze, die einzige Weiße in einem Raum zu sein. Am Ende hat Ray als Ausgestoßener seinen Optimismus verloren; die Birke, die Cathy Schal einfing und die Verbindung schuf, liegt nun gefällt im Garten. Die letzte Einstellung zeigt eine kalte, fast graue Straße, doch Haynes entlässt uns mit einer kleinen Hoffnung, die Kamera fährt hoch, ein blühender Kirschbaum kommt ins Bild!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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