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Delicatessen

Fr 1990, Regie: Jeunet & Caro, 99 Min.

Makaber, poetisch und absurd kommt eine Filmentdeckung aus Frankreich daher. "Delicatessen" preist das Schild über dem Laden an, doch die Abgründe, die sich im dahinterliegenden Mietshaus auftun, sind mehr als delikat. Ein Haus als Organismus: Alles ist miteinander verbunden und vor allem: es ernährt sich selbst. Bei der verschworenen Hausgemeinschaft bedeutet "Kündigung wegen Eigenbedarf", daß der Metzger mit den blutdürstigen Augen bald wieder frisches Fleisch anbieten wird. Auch die anderen Mithäusler gehen extrem seltsamen Beschäftigungen nach, sei es das Aufbessern von Kondomen mit Fahrradflicken, die Konstruktion von immer neuen Selbstmord-Maschinerien oder die diffizile Fabrikation von muhenden Blechdosen. "Delicatessen", von den nur durch Kurzfilmen und Comics bekannten Jean Pierre Jeunet & Marc Caro, verbindet in genialer Disharmonie verrückte Handlungen mit verwinkelter Architektur und verschrobenen Figuren.

Die physiognomisch ausgeprägten Darsteller versetzen leicht in eine fantastische Welt, eine einfache Kulisse bietet dazu Atmosphären vom Horror bis zur Dachterrassenromantik. Bewegungen, Kamera und Geräusche sind im Einklang, sodaß zum Beispiel das ganze Haus die Schwingungen der quietschenden Bettfedern übernimmt. Dieses humorvolle Meisterwerk könnte auch "Das Leben des Butcher Fink in Brazil-Paris" heißen oder Hundert andere Namen haben, wie es auch Hunderte von irrsinnigen, absurden und genialen Szenen gibt, die alle beschrieben werden müßten. Doch selten wertete ein Titel so treffend seinen Film: "Delicatessen".


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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