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Deep Blue Sea

USA 1999 (Deep Blue Sea) Regie Renny Harlin, 104 Min. FSK ab 16

Hai-Tech Hai-Vieh

Die erste Bedrohung ist eine zu lange Vorstellungsrunde, aber dann geht die Post ohne Unterbrechung ab. Hai-Spannung - zu deutsch Hoch-Spannung - nach dem Alien-Schema läßt einem selbst in der Nähe einer Badewanne keine Ruhe mehr. Obwohl die bissigen Tierchen aus dem Computer an sich nicht echt, nicht wirklich bedrohlich wirken, funktioniert die anhaltende Angst vor jeder Wasserpfütze - vor allem mehrere überflutete Stockwerke unter Wasser! Beeindruckend auch die Momente, in denen man Haie denken sieht. (Das sagt jemand, der Haie überhaupt nicht mag!) So qualifizieren sich die Tierchen für größere Rollen!

Das feuchte Vergnügen (einseitig!) findet in einer Unterwasser-Festung statt. Ein paar Spezialisten züchteten dort drei Superhaie. Russell Franklin (Samuel L. Jackson) wird von den Geldgebern als Kundschafter ausgeschickt, um zu kontrollieren, wer da sein Geld auffrißt. Und dann tritt der wichtigsten Darsteller in solchen Filmen auf: Ein Sturm zieht heran und wird sich über die künstliche Insel hermachen.

Die gen-manipulierten Haie zeigen bald ungeahnte Fähigkeiten, legen Kameras lahm, spielen Verstecken, schleichen durch Gänge. Das bekannte Genrepersonal rennt, watet, taucht und wird den Fischen als Appetithäppchen angeboten: Hai-Zureiter und Freak Carter (Thomas Jane) ist ein Ex-Krimineller mit Zeug zum Helden. Dem schwarzen, gläubigen und "haiteren" Koch Preacher (LL Cool J) mit seinem Papagei ist schnell klar: Typen wie ich überleben solche Situationen nie ... Die sehr ernste Leiterin Susan McAlester (Saffron Burrows) behauptet beharrlich gegen jede bessere Einsicht: die Forschung, die diese Killer mit Kiemen schuf, arbeitet FÜR die Menschen.

Doch die Fortschritte gegen Alzheimer werden schnell vergessen. Denn bald schnappen die Hauptattraktionen dieses Films wieder zu: Arm ab in Zeitlupe, Menschenschaschlik in Sekundenschnelle. "Fischfutter" bekommt eine ganz neue Bedeutung und Spielbergs Weißer Hai wird angesichts dieser Monster richtig blaß. Ein riesiges Feuerwerk und allgegenwärtigen Wassereinbrüche sorgen für anhaltenden Druck - obwohl die kommunizierende Röhren der Wasserfestung wohl eher von dramaturgischen Zaubertricks als von Naturgesetzen gehalten werden! Das ewige Tür-auf-Tür-zu bei extremen Wasserdruck wirkt sehr unglaubwürdig.

Angesichts des Gen-Experiments darf die kurze Ethikdiskussion nicht fehlen. Derweil hat der Film seine eigenen moralischen Standards: Wer den Playboy liest, hat ebenso Attacken zu erwarten wie die, die sich schmusend auf einem Bötchen vergnügen. Wie beim Teenie-Horror scheint es wieder so, als ob nur die Schönsten überleben. Doch hier könnte der größte Schock des Films verborgen liegen ... Diesmal ist jemand noch zynischer als die Filmautoren - und der hat Zähne und die sieht man ziemlich gut ...


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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