Darf ich bitten?

USA 2004 Regie: Peter Chelsom mit Richard Gere, Jennifer Lopez, Susan Sarandon 100 Min.

Autsch, autsch, autsch - da wird dem guten Geschmack bei fast jedem Schritt auf die Füße getreten, sollte man ein Tänzchen mit diesem völlig unnötigen Remake eines japanischen Meisterwerks wagen. Doch wer bei der Filmwahl auf die ziemlich miese Jennifer Lopez reinfällt, muss halt auf stimmige Handlung verzichten.

Ein ausgebrannter, von sich selbst entfremdeter Angestellter wird auf der alltäglichen Heimfahrt vom Anblick einer fremden Frau am Fenster gefangen genommen. Fasziniert steigt er an der betreffenden U-Bahn-Haltestelle aus und entdeckt, dass sie eine Tanzschule leitet. Nun kostet es ihn einiges an Überwindung, sich in die Schule zu trauen und bereits diese Mischung aus Neugierde, Unsicherheit und schüchterner Tapsigkeit bereitet stilles Vergnügen.

Der bislang verschlossene Mann meldet sich zum Tanzkurs an. Zuerst beginnen die Neulinge alberne Einzelübungen bevor sie an einen Partner heran gelassen werden. Die Gruppe bietet einen unvergleichlichen Anblick voll abwesender Anmut. Sein Blick jedoch wandert immer wieder auf die andere Seite des Übungsraums, wo die grazile Schulbesitzerin in einer anderen Sphäre schwebt. Tanzend kommt Schwung ins neue Leben. Heimlich treffen sich die Tanzfreunde in abgelegenen Clubs, um ihrer Leidenschaft zu frönen. Aber selbst im Alltag können sie sich nicht zurückhalten und tänzeln durch den Büroflur. Tanzen ist wie eine Droge und macht süchtig. Selbst der Detektiv, den die Frau des Tanzbegeisterten losschickt, um die vermeintliche Affäre ihres Mannes aufzudecken, wird angesteckt ...

So weit, so identisch mit dem japanischen Original "Shall we dance" aus dem Jahre 1997. Das setzte allerdings voraus, dass in Japan Tanzen als nicht gesellschaftsfähig angesehen wird. Nun wundert man sich dauernd, weshalb ein erfolgreicher Anwalt (Richard Gere) seiner durchaus intelligenten und modernen Frau in einer amerikanischen Großstadt nicht sagen kann, dass er Tanzkurse nimmt?

Dadurch entsteht ein Film wie Fahrstuhlmusik, nette Bilder, warme Farben und es ist auch komisch, wie das einsame Trio aus grauem Herrn, schüchternem Dicken und Obermacho alberne erste Schritte versuchen. Doch ein paar Szenen später brilliert gemäß Starsystem schon der Richard Gere, der im Musical "Chicago" eine Hauptrolle tanzte. Die anderen bleiben oberflächliche Komödienfiguren.

Jennifer Lopez steht öfters am Fenster und sehnt. Wahrscheinlich zählt sie ihre Ehen nach, jedenfalls hat sie dabei leider nicht mehr Ausstrahlung als eine Make Up-Werbung. Ausgerechnet diese lahme Figur soll den anderen Leidenschaft lehren? Es gibt nichts von Baz Luhrmanns Satire in "Strickly Ballroom", nichts vom Charme des Originals. Nur eine ganz gut geschnittene Szene, eine Art Pop-Tango auf die Musik von "Gotan Project". Und den schönen Song "Book of love" von Peter Gabriel.

Weshalb führte der Brite Peter Chelsom, der mit seinen exzellenten Blackpool-Komödien "Hear My Song" und "Funny Bones" begeisterte, bei solch einer Star-Schmonzette Regie? Vielleicht weil irgendjemand Blackpool als Ort eines Tanzturniers erwähnt, denn Chelsom ist kein Regisseur grandioser Bilder und großer Inszenierung. Bei ihm geht es um die Menschen und die sind hier nur Schablonen oder Witzfiguren. Deshalb: Nicht der Starlüge glauben, ein paar uns unbekannte Japaner haben all dies tatsächlich wesentlich besser gemacht!

http://www.movie.de/filme/darfichbitten/


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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