Daredevil

USA 2003 (Daredevil) Regie: Mark Steven Johnson mit: Ben Affleck, Jennifer Garner, Colin Farrell 104 Min.

Die Filmwissenschaft sollte einmal untersuchen, wie sich Schauspielerehen auf die Qualität der Film aller Beteiligten auswirkt. Mit Schrecken denkt man an Demi Moore und Bruce Willis zurück und jetzt will das verlobte Duo "Bennifer" (Ben Affleck und Jennifer Lopez) möglichst viele unglückliche Filme in die Welt setzen. Ben Affleck als blinder Superheld "Daredevil"? Da ruft hoffentlich auch J.Lo bald: "Genug"!

Seit das Kino in den Siebzigern mit "Star Wars" und "Indiana Jones" an das pubertäre Publikum verkauft wurde, sind auch Comic-Verfilmungen angesagt. In den nächsten zwei Jahren werden eine ganze Reihe papierne Superhelden realisiert: X-Men 2, Hulk, Spiderman 2 und die Fantastischen Vier (nicht die Popband). "Daredevil", eine Kreatur des Marvel-Studios, ist ein bitterer Kämpfer für das Recht: Tagsüber als blinder Anwalt Matt Murdock (Ben Affleck) und nachts im ulkigen Lederkostüm mit Rotkäppchen als schlagkräftiger Superheld Daredevil. Mit extrem empfindlichen Sinnen ersetzt der Einzelkämpfer seine Augen und hat im Prinzip das gleiche Repertoire wie Batman & Co.

Neben dem gewöhnlichen, allnächtlichen Verbrechen verfolgt der wagemutige Teufelskerl Daredevil vor allem Kingpin (Michael Clarke Duncan) den Mörder seines Vaters. Gut für die Dramaturgie: Dieser düstere Schurke bringt auch den Vater von Matts frischer Liebe Elektra (Jennifer Garner) um. Doch bevor der Rächer rächen darf, muss Bullseye (Colin Farrell), verrückter irischer Killer und gefährlicher Gehilfe des Bösen, aus dem Weg geräumt werden ...

Schlecht für den Film: Seit Ben Affleck einen Comic-Zeichner für Kevin Smiths "Chasing Amy" gab, ging es mit seinen Rollen stetig bergab. (Der beste Affleck seit langem ist sein Bruder Casey in Gus van Sands "Gerry".) ÝJetzt kann Ben als Comic-Figur im schicken Alltagsanzug seinen Charme versprühen lassen. Wenn Matt beim ersten Treffen mit Elektra ein flottes Gefecht mit Blindenstock, Handkanten und Fußtritten hinlegt, erinnert das noch witzig an Kleists rasende Liebe zwischen Penthisilea und Achilles. Das romantische Warten auf den Regen, damit Matt im Echo der Tropfen Elektra Gesicht hören kann, gehört zu den schönen Einfällen einer Bildverfremdung, die immer wieder Blindheit sichtbar machen will. Doch sobald sich der frustrierte Anwalt zum gnadenlosen Rächer umzieht, wagt sich "Daredevil" in die Sphäre der Peinlichkeit: die unglaubwürdigen Sprung- und Flugszenen zeigen vor allem nachlässige Tricktechnik. Im Gegensatz zu Tom Cruise oder Bruce Willis glaubt man dem etwas fülligen Schönling Affleck den verbissenen Kämpfer zu keiner Zeit. Besonders betonte Superheld-Posen - Rodins Denker über den Dächern des New Yorker Stadtteil Hells Kitchen - geraten unfreiwillig zu Lachern. Das kann die aktuell angesagte Action-Kickerin Jennifer Garner (in "Alias" auf TV) auch nicht mehr raus hauen, obwohl auch ihr Gesicht mehr Dramatik bringt als Bens Kinderbäckchen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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