Das Comeback

USA 2005 (The Cinderella Man) Regie: Ron Howard mit Russell Crowe, Renée Zellweger, Paul Giamatti 145 Min. FSK ab 12

Ron Howard, Lieblingsregisseur der amerikanischen Seele, holt wieder zu einem großen Schlag aus. In dem bewegenden Box-Film gibt es nach "Million Dollar Baby" von Clint Eastwood wieder "eins in die Fresse", aber diesmal mit viel Ron Howard-Gefühl sowie einem hart und zart überragenden Russell Crowe.

Äußerst geschickt legt sich Regisseur Ron Howard ("Apollo 13", "Backdraft", "The Missing") sein Publikum mit einer rührenden Armutsgeschichte zurecht, bevor er in der zweiten Hälfte des Films den ins Herz geschlossenen, einfachen Helden James Braddock (Russell Crowe) in den Boxring wirft. Im Jahre 1928 steht der Amerikaner Braddock, Jim genannt, vor dem Schwergewichtstitelkampf, doch nur einige Jahre - und wenige Schnitte - später steckt Jim mit seiner Familie im Elend der Großen Depression, der schwersten Wirtschaftskrise der USA im letzten Jahrhundert.

Die Arbeitslosen drängeln sich vor dem Fabriktor, doch Jim ist nicht bei den wenigen, die arbeiten dürfen. Trotz gebrochener Hand tritt er bei einem Kampf an, der dementsprechend elend verläuft. Der Fight wird nicht gewertet, es gibt kein Geld und die Lizenz ist auch futsch. Trotzdem gibt der Schwerathlet und der Tochter sein Abendessen. Jim ist einfach perfekt: Ein grundehrlicher Kerl, ein liebe- und verständnisvoller Vater, eine schöne Frau (Renée Zellweger) und noch vieles Edles mehr. Dieser unglaublich gute Mensch hält die Familie zusammen, weigert sich, die Kinder zu ihren Verwandten zu bringen, die noch geheizte Räume haben. Er erniedrigt sich bei Gang zu Sozialhilfe, die längst nicht reicht. Bettelt im Club bei seinen einstigen Promotern und Kampfmanagern um die wenigen Dollar, die ihm den Strom und die Kinder wiederbringen.

So ist Jim nicht mehr ganz unten, als ihm sein Manager und Freund Joe (grandios: Paul Giamatti) einen Kampf anbietet. Absolut ohne jede Chance, von allen abgeschrieben, mit knurrendem Magen und ohne Training gewinnt Jim und wird in den folgenden Fights zum Liebling der einfachen Leute, zur Identifikationsfigur und Hoffnung.

Boxfilme sind - bis auf einige Ausnahmen - Männerfilme und doch rührt "Das Comeback" in der ersten Hälfte mehr als "Bambi". Da müssen auch die härtesten Boxfans das Handtuch werfen und ihre weiche Seite preisgeben. So weichgespült steigt man in den Ring für nicht besonders originelle, aber ungemein effektive Kampfszenen, mit Schlägen in Nahaufnahme, Platzwunden, den aufgepeitschten Massen, den Blutströmen. Mitzittern bis in die Kinositze - exzellent gemacht.

Die Entscheidung Russel Crowe als legendären Boxer James Braddock und Helden des Alltags zu besetzen, passt wie die Faust aufs Auge: Ein Mann den nichts umhauen kann, ein Schauspieler, der es als "Gladiator" mit dem ganzen Römischen Reich aufnahm. Und dann verliert er als aufrechter, eindimensionaler Held den Kampf gegen die Armut.

Doch der nur oberflächlich sozialkritische Film führt vom Dunklen ins sommerlich Farbige. Erst als der immer schon jähzornige Kumpel Mike in die Abgründe der Gewerkschaftsarbeit absinkt, wird es wieder düster. Der Kämpfer für Arbeiterrechte endet denn auch konsequent als Nummer im Massengrab. Wir lernen: Lieber buckeln, den Mund halten und auf den nächsten Weltmeisterschaftskampf warten.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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