Crossing Guard - Es geschah auf offener Straße
USA 1995 (The Crossing Guard) Regie + Buch Sean Penn, 118 Min.
John Booth wird aus dem Gefängnis entlassen. Der alte Juwelier Freddy Gale erwartet diesen Tag seit sieben Jahren. Ein im Alkoholrausch Booths unter seinem Auto zerquetschtes Kinderleben verbindet die beiden Männer miteinander. Der erste Versuch, des verbitterten Gale, sich am "Mörder" seiner Tochter zu rächen, scheitert tragikomisch. Nur haben sie drei Tage, bis der Vater John Booth am 20.Januar umbringen will.
"Crossing Guard" - der Titel bezeichnet die erwachsenen Lotsen für Schüler - läßt die Leben der beiden in diesen drei Tage parallel ablaufen. Gale mit seinem aus unverarbeitetem Schmerz sinn- und lieblosem Alltag zwischen Arbeit, Strippbars und Bettgeschichten. Booth, der nach den Erfahrungen des Gefängnisses nicht weiß, ob er eigentlich leben und lieben will. Mit dem unschuldigen, sanften Blick eines großen Baby fragt er: "Was ist Schuld?"
Vilmos Zsigmond, der schon für die bekanntesten Regisseure hinter der Kamera stand, sorgt für ungewöhnlich eindringliche Bilder und Szenen. Oft wird mit Schärfenverlagerung in die Tiefe der Bildes inszeniert. Fahrten und Zeitlupe sind sehr häufig. Aber auch die Handlung bleibt überraschend. Es passiert nie das Allerdramatischste, die Klischees blieben in der Schreibmaschine. Der Weg zur Lösung ist sehr bemerkenswert. Hier erinnert - neben dem Motiv der Strippbar und dem Thema Verlust - noch etwas an den ganz anderen, aber trotzdem sehr verwandten Film "Exotica": Zwei Männer auf dem Weg zum Mord finden beieinander Trost.
Hinter diesem Film, der so gar nicht nach Hollywood aussieht, steht der junge Schauspieler und bislang einmalige Regisseur ("Indian Runner") Sean Penn, ein offensichtliches Talent für anspruchsvolle, den Menschen sehr tief verstehende Filme.
Zwei außerordentliche Leinwandstars, Nicholson und Anjelica Huston, ziehen in diesen Film, doch die darstellerische Show ziehen der alte Wolf Nicholson (als Gale) und die Jungen David Morse (als John Booth) sowie Robin Wright (als Jojo) ab.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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