Couchgeflüster

USA 2005 (Prime) Regie: Ben Younger mit Meryl Streep, Uma Thurman, Bryan Greenberg 106 Min. FSK o.A.
 
Auf der Couch mit Meryl Streep. Die grandiose Schauspielerin zeigt noch einmal ihre komödiantische Seite und begeistert direkt mit zwei Gesichtern. Eines von vielen Highlights in dieser trotzdem etwas holperigen Romanze zwischen Uma Thurman und Bryan Greenberg.
 
37 Jahre jung, frisch geschieden und offen für Neues, so zeigt sich Rafi (Uma Thurman) bei ihrer Psychoanalytikerin Lisa Metzger (Meryl Streep). Aber vielleicht ist der neue Lover David (Bryan Greenberg) mit 23 Jahren doch etwas zu neu, zu frisch, zu jung. Deshalb wird mit dem Alter auch etwas geschummelt. Aber ansonsten ist Rafi hemmungslos offen, sexuelle Details kommen selbstverständlich auch auf den Tisch neben der Couch.
 
Dass bei Lisa Metzger noch etwas anderes als all die viel zu massigen Halsketten irritiert, zeigt sich, als auch sie erfährt, was den Zuschauern kurz zuvor verraten wurde: David ist ihr Sohn und diese Überraschung entblößt die zwei Gesichter der Lisa Metzger. Einerseits eine lockere, offene Psychoanalytikerin, andererseits eine sehr strenge und verklemmte jiddische Mame.
 
Die Streep als garstige Schwiegermutter, als Gegenstück zu DeNiros neurotischem Schwiegervater in "Meine Braut, ihr Vater und ich"! Klasse, doch damit gibt sich das "Couchgeflüster" längst nicht zufrieden. Die Couch quietscht zeitweilig lustvoll in den Federn, dann schaukelt sie wieder romantisch im Kerzenlicht und dabei sind Rafi und David grandios. Er arrangiert ein Essen vor ihrem Lieblingsgemälde - im Archiv des Museums. Sie ist verzaubert, mit einem derartig hinreißenden Jungmädchen-Lächeln, dass man ihr auch deswegen vor der Leinwand verfallen könnte. Aber es gibt das Störgeräusch der biologischen Uhr, ein Babywunsch steht zwischen ihnen. Sie lieben sich, doch kriegen ihre Lebenszyklen nicht zusammen. Da ist das romantische Geflüster auf einmal ganz ernsthaft, gar nicht oberflächlich. Und mit einem Ende, dessen bewundernswerte Liebes-Ehrlichkeit und Konsequenz Herzen und Hirne bewegt.
 
Zwischendurch schüttelt das Lachen über die tiefenanalytischen Hintergründe zur Q-Tip-Sucht von David das Kino durch. Das jüdische Jüngelchen liefert auch puren und wirkungsvollen Slapstick, wenn sich in seinem schlechten Gewissen die "Bobbe" (Großmutter) dauernd mit der Bratpfanne vor den Kopf haut. Dazu ist die Ausstattung ein Meisterstück: Auf die Sprache der zahllosen coolen T-Shirts (Kostüme Melissa Toth) werden sich Semiotiker in Folge von Roland Barthes scharenweise stürzen. Dazu kriegt man kurze Lehrstücke in Sachen Jazz, bildender Kunst und jüdischem Humor geschenkt. Tolle Nebenfiguren wie der tortenwerfende Beziehungs-Rüpel Morris (Jon Abrahams) bereichern. Der Music-Score von Ryan Shore mit eigenen Kompositionen, Mozart, Ellington, Rufus Wainwright und Irving Berlin vollendet das mal sperrige, mal einkuschelnde Kino-Möbelstück, das manchmal aneckt, aber meist begeistert.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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