Corellis Mandoline

GB 2001 (Captain Corelli's Mandolin) Regie John Madden, 127 Min. FSK ab 12

Die italienische Patienca

1940 ist auf der griechischen Insel Cefallonia die Welt noch in Ordnung, bis auf eine Erbse im Ohr. Der Betriebsausflug von Mussolinis Soldaten hat vor allem böse Blicke der nun besetzten Einwohner zur Folge. Der kommandierende Capitano Corelli (Nicolas Cage) jedoch meint, Krieg sein noch lange kein Grund, etwas gegeneinander zu haben. Mit seinen Sängerknaben ohne Kriegserfahrung übt er mehr schön Singen aus scharf Schießen: Wo man singt da lass dich nieder, böse Krieger haben keine Lieder. Die Arzttochter Pelagia (Penelope Cruz) wehrt sich zwar gegen das beständige Ignorieren des Krieges durch Corelli, doch ein lauer Sommerabend mit Musik überzeugt sie, eine Liebe in Zeiten des Sängerkrieges flammt auf. Wieder lässt sich Emilia Galotti zitieren: "Gewalt, was ist Gewalt? Verführung ist die wahre Gewalt!"

Da ist aber noch der einfache, grobe Fischer Mandras (Christian Bale), den Pelagia heiratete, kurz bevor dieser zur albanischen Front zog. Jetzt zieht sich der eifersüchtige Gehörnte zum Widerstand zurück. Richtig dramatisch wird es erst, als Italien kapituliert und die Deutschen auf der Insel richtig Krieg machen ....

Der Bestseller von Louis de Bernieres wurde schon mal "verfilmt" - als ihn Hugh Grant in "Notting Hill" in den Händen hielt. Viel Folklore, die blaue See, ein karger, aber fröhlicher Landstrich - wie aus dem Katalog für reizende Filmsettings beginnt diese schwierige Romanze. Das sieht nach dem italienischen Erfolgsfilm "Der Postmann" aus, da soll das Publikum vom "Englischen Patienten" reingehen. Schon die Besetzung und der Umgang mit den Sprachen verhindern jedoch, dass das griechische Setting mehr als Dekoration sein kann, denn "niemande kann anständige spräche, Bella". Die Klischees zeigen uns humorlose Deutsche, lebenslustige Italiener und weise Griechen. Als allerdings die Schreckensherrschaft der Wehrmacht zuschlägt, wünscht man sich die unwirklich harmonischen Zeiten zurück - es ist vielleicht doch nicht das Schlechteste, gemeinsam zu singen. Erst die zweite Hälfte des Films interessiert mit den tieferen Lagen der Personen und Geschichte. Es ist noch immer kein Angelopoulos-Film aber dann immerhin packend. Vor allem John Hurt fesselt als Arzt und Chronist des Insellebens mit nur wenigen Blicken.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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