Cinemania

BRD 2002 (Cinemania) Regie Angela Christlieb, Stephen Kijak 80 Min.

Die Dokumentation über exzessive Filmfreaks in New York von der Deutschen Angela Christlieb und dem Amerikaner Stephen Kijak begeisterte bereits auf vielen Festivals: Ihre Objekte, die Cinemaniacs, amüsieren und schockieren mit einer extremen Fixierung auf Filme, für die sie sogar auf eine Ernährung ohne Ballaststoffe umstellen, um "störungsfrei" jeden Tag sechs Filme sehen zu können. Die Kino-Obsession nimmt ihr ganzes Leben ein. Schon das Besorgen der Programme dauert einen Tag. Dann das Packen der Tasche: Thermo-Unterwäsche, Pillen für den Rücken, gegen den Schnupfen und die Panik. Dann geht es los, um möglichst viele Filme pro Tag zu sehen. Die Kopienqualität ist in Computersystemen erfasst, Mr. Runtime weiß zu jedem Film die exakte Laufzeit. Wenn Roberta, die Queen of Cinemaniacs, im Multiplex drei Filme für eine Karte erschlichen hat, freut sie sich wie Ýein kleines Kind. Denn all diese Filmverrückten leben von karger Sozialhilfe, sparen sich die Jahreskarte vom Munde ab - mit sichtbaren Folgen.

Die sehr ungeselligen Filmbuffs erleben sooo viel - übrig bleibt ein leerer Blick. Man versteht sie nicht mehr, sie versuchen Leben zu imitieren und sehen dabei ziemlich seltsam aus. Mit gebeugtem Nacken hasten sie durch die Straßen. Einer will mit Rita Hayworth schlafen, aber in Schwarzweiß! Roberta fiel einst eine Platzanweiserin an, als diese es wagte, die Eintrittskarte einzureißen. Seit Jahrzehnten wurden diese archiviert. Jetzt gibt es wegen der Attacke Hausverbot. Ein Todesurteil für einen Cinemaniac, weshalb Roberta sich verkleidet, um doch noch ins Kino zu kommen. All die tragischen Figuren aus "Cinemania" haben Psychoprobleme. Sie reden nie von Persönlichem, es war den Regisseuren fast unmöglich, persönlichen Hintergrund einzubringen. Allerdings, so meinen Angela Christlieb und Stephen Kijak, zeichnet "Cinemania" ein freundliches Bild dieser Menschen. Man kann tatsächlich nicht mit ihnen reden, Roberta beispielsweise ist mit allen Menschen verfeindet. "Cinemania" berichtet von einer unglaublichen Lebensform, aber sie sind unter uns ...


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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