Catwoman

USA 2004 (Catwoman) Regie Jean-Christophe "Pitof" Comar mit Halle Berry, Benjamin Bratt, Sharon Stone 104 Min. FSK ab 12

Super Heldin oder Superheld, Variante Frau und bissig? Halle Berry als "Catwoman" ist eine zwiespältige Geschichte - in vieler Hinsicht.

Beim filmischen Erfolg von Superhelden wie "Spiderman" war es klar, dass auch dieses Genre für alle Zuschauergruppen ausdifferenziert wird. So gab es den schwarzen "Spawn" und nun "Catwoman": Die junge, stille Designerin Patience (Halle Berry) verkauft für den äußerst fiesen Konzernboss Georges Hedare (Lambert Wilson) eine neue, sensationelle Faltencreme. Als Patience von schrecklichen Nebenwirkungen hört, wird sie umgebracht. Doch eine magische Katze, die von der Frau kurz vorher vom Fenstersims gerettet wurde, haucht ihr neuen Lebensatem ein. Aus der Büromaus mit zerzaustem Haar und geringem Selbstbewusstsein, die sich von Umgebung und Boss schikanieren ließ, wird ein freches Weib, das bei jeder Gelegenheit ihre Krallen zeigt. Nach erstem Erstaunen über ihre tierischen Fähigkeiten macht sich die neugeborene Katzenfrau nächtens auf, ihren Mörder zu stellen.

Wir hatten schon mal eine Catwoman auf der Leinwand: Michelle Pfeiffer in "Batman Returns" war nur Episode und verstörte Spinnerin. So werden schnell Frauen abgeurteilt, die sich nicht an die Regeln des Patriarchats halten. Auch Halle Berrys "Catwoman" lebt unabhängig von der Gesellschaft, nach eigenen Regeln, folgt den eigenen Bedürfnissen in machtvoller Freiheit. Ihr Name ist nicht mehr Patience, was "Geduld" bedeutet. Sie trinkt White Russian ohne alles - also nur die Sahne und verschlingt Sushi - am liebsten ohne Reis!

Hier hört allerdings die Geschichte einer weiblichen Emanzipation auf und ein Episödchen des Superhelden-Actiongenres geht seinen bekannten Weg. Mit ihren Superkräften sorgt Catwoman bei der Dauerparty der Nachbarn endlich für Ruhe. Die Handlung spielt plötzlich das volle Bewusstsein und den ganzen Genuss der erweiterten Möglichkeiten aus. Dabei bleibt der größte Teil von Patiences Persönlichkeit auf der Strecke. Jetzt fängt die Action an, ein verzerrtes Gesicht mit albernen Grimassen beherrscht die Leinwand, die Bewegung kommt von Stunt-Frauen und Tricktechnikern. Die Regie hatte Jean-Christophe "Pitof" Comar, ein Trick-Künstler, der mit "Vidoq" zuletzt eine düstere Gestalt in einem Meisterwerk zeigte. Stilistisch bemerkenswert sind viele rasante Schnitte, etwa bei einem reizvollen Basketball-Duell zwischen Patience und ihrem Verehrer von der Polizei. Es gibt ein paar originelle Textzeilen und vor allem immer wenn die Katze in der Frau unerwartet aufblitzt, gibt es heitere Überraschungen. Die Sprung- und Flugsequenzen sind allerdings sehr überzogen und damit albern. Hier ist keine Ähnlichkeit zu menschlichen oder katzenhaften Bewegungen mehr zu sehen.

Halle Barry, versuchte sich mit anspruchsvollen Rollen ("Monster's Ball", "Gothika") und Kassenware, war Bond-Girls und Super-Heldin bei den "X-Men". Diesmal geht sie mit viel nackter Haut völlig auf im Verkaufstrip. So entblößt sich die Katzen-Figur, die eine unabhängige Frau sein soll, auf der Metaebene genau als das Lustweibchen, das Jungs ins Kino locken kann. Eine starke Frau? Sicher! Nur in welchem Sinne "stark"?

Das einzig Besondere an "Catwoman" bleibt ein Starttermin außer der Reihe. Damit wird man sicher das beste Ergebnis für einen Dienstag erzielen - auch wenn das nichts bedeutet. Das Genre des Katzenfilms geht schon Donnerstag weiter - mit Garfield, dem Superhelden als faulem Griesgram.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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