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The Brave

USA1997 (The Brave) Regie Johnny Depp

Ein armseliges Indianercamp auf der Müllhalde; Wohnwagen undBaracken, die in ihrem Elend auch noch von willkürlicherRäumung bedroht sind. Früh am Morgen macht sich Raphael,ein junger Familienvater sehr bedächtig auf den Weg zu einerebenfalls heruntergekommenen, schäbigen Stadt. In einemverlassenen Lagerhaus löst sich langsam das Rätsel um einenmysteriösen "Job": Für 50.000 Dollar soll Raphael vor denAugen des diabolischen McCarthy einen besonders qualvollen Toderleiden. Bis dahin hat er eine Woche Zeit, den Rest seines Lebens zugenießen. Wieder im Wohnwagencamp veranstaltet Raphael einaufwendiges Fest und verabschiedet sich liebevoll von Frau und Sohn,ohne sie einzuweihen. Der Film folgt ihm auf dem erneuten Gang zuMcCarthy und bricht dann kurz vor dem wahrscheinlichen Tod ab.

Auf Raphaels ersten Weg zieren die Straßen eigenartigeSchilder und auch sonst sind Bedeutungen und Absichten eher gesetztals in eine Spielhandlung integriert. Zu offensichtlich zielen siedarauf ab, Sentiment für das baldige Ende eines - schon jetztproblematischen - Familienlebens zu erzeugen. Das Ergebnis wirkt inLänge und Stimmung niederschmetternd, wobei Letztere eherdramaturgischem Unvermögen als einer ausgewogenen Inszenierungzuzuschreiben ist.

Jungstar Johnny Depp zeigt sich in seinen nur teilweise gelungenenRegiedebüt "The Brave" als tragisch-tapferer Indianer. Schon in"Dead Man" hatte Depp einen Hang zur Rothaut. Jetzt schlüpfte erganz in sie, um sich - unübersehbar mit Jesus' Wundmalenausgestattet - für Frau und Kind zu opfern. Depp ließ denFilm von einem alten Indianer segnen und holte sich den Geist vonWiderstand und Revolution mit einem Gastauftritt von Marlon Brandozwischen die Bilder. Ja, auch der alte Herr war in jungen Jahren einganz Wilder. Doch jetzt scheint er die Flamme des wilden Blicksendgültig abzugeben.

Der Schauspieler Depp hätte eine strengere Hand als die desRegisseurs Depp benötigt - er zeigt einen seinerschwächsten Auftritte, ist unmotiviert zu lang im Bild undbietet dabei nur den immergleichen verlorenen Blick. Überhauptsollte man "The Brave" auf eine halbe Stunde kürzen: Derwortkarge Anfang voller Geheimnisse hat mit seinem reizvoll ruhigenRhythmus einen guten Drive. Dazu das Ende, das würde eine rundeParabel ergeben. Doch die bunte Füllung dazwischen kann dasInteresse nicht halten. Hier verbreitet sich dramaturgischerStillstand angereichert mit melodramatischen Klischees.

In den Anfangsszenen mag Depp von seinem Auftritt in Jim Jarmuschs"Dead Man" inspiriert worden sein, später ist jeder Geistverflogen. Weit über ein Jahr nach der vernichtenden Premiere inCannes verteidigt Depp weiter seinen Erstling, doch auch in den USAscheint ihm kein Kinostart zu gelingen. Falls Johnny Depp seineKarriere fortsetzen kann, ist "The Brave" ein gute Anlage fürdie Raritätensammlung - vorausgesetzt, daß Video dasnächste Jahrzehnt überlebt. Auch Brando hat alsRegieversuch seinen sehr langen Mißerfolg "One Eyed Jack"gehabt.

 


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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