Brot und Tulpen

I/CH 2000 (Pane e Tulipani) Regie Silvio Soldini, 115 Min.

Von einer Touristengruppe, die sich selbst als Vertreter einer überlegenen italienischen Rasse lächerlich macht, wird die Hausfrau Rosalba (Licia Maglietta) an der Raststätte vergessen. Auf dem Rückweg macht sie einen Abstecher nach Venedig und strandet beim skurrilen Kellner Fernando Girasole (Bruno Ganz).

Die leicht chaotische Rosalba verirrt sich ins Leben, dabei hing die Schlinge der Verzweiflung schon über ihrem Kopf. Auf der Suche nach Geld für den Zug nistet Rosalba sich bei dem -trotz seines Namen Girasole (Sonnenblume) - depressiven Kellner ein und findet bei einem anarchistischen Blumenhändler Arbeit. Während der Ehemann in Pescara einen neuen Klempner mit Erfahrung in kriminalistischer Literatur losschickt, die Verschwundene zu suchen, enträtselt diese das Geheimnis von Fernando.

Mit kuriosen und auch makabren Details sowie viel liebenswertem Humor erzählt Regisseur Soldini von Träumen, die auch spät in Erfüllung gehen können. Der Anklang an das sozialistische Motto "Brot und Rosen" ist nicht zufällig, es geht um das einfache Arbeiterleben, das wie in der Marseiller Variante "Marius und Jeanette" mit einer schönen Romantik des Einfachen veredelt wird. Wie in seinem letzten, ebenso sensiblen Film "Akrobatinnen" steht die Perspektive der Frauen zentral. Obwohl die neugierigen und schönen Entdeckungen des Films und seiner Hauptfigur ein Sonnenbad für die Seele bieten, versäumt es Soldini das Tempo zum Ende rechtzeitig anzuziehen. So wird ein rundum gelungenes Vergnügen etwas vertändelt. Doch ist wiederum Bruno Ganz allein mit den Sonderbarkeiten seiner Figur das Eintrittsgeld wert.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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