Bob Roberts
USA 1992 (Bob Roberts) Regie: Tim Robbins, 103 Min.
Der Bill Clinton ist vereidigt, die US-Wahl längst gelaufen, doch "Bob Roberts" zeigt noch einmal auf genaue und unterhaltsame Weise, wie Politik wirklich gemacht wird. Das Regiedebüt von Schauspieler Tim Robbins, der zuletzt als Studioboss in Robert Altmans "The Player" triumphierte, zeigt den perfekt entworfenen Politiker für die Neunziger. Bob Roberts Wahlkampfzentrale ist eine Börse auf Rädern und das Recht des Schnelleren, Stärkeren und Rücksichtsloseren, das ihn erfolgreich machte, soll wieder im ganzen Land herrschen. "Hängt die Dealer an den höchsten Ast," und "Verschenkt euer Geld doch an die Faulpelze in den Slums" lauten Textzeilen von Bob Roberts, dem erfolgreichen Folksänger und Kandidaten für ein Senatorenamt.
Auf seiner Wahlkampf-Konzerttournee verkörpert der Anti-Dylan einen konservativen Rebellen. Sang der langhaarige Bob "The times are a changing" dreht der gestriegelte Bob mit "The times are changing back" die Zeit zurück. Die rechten Lieder von "Bob Roberts" wirken dabei so überzeugend, daß Tim Robbins ihre Verbreitung ausdrücklich untersagte.
"Bob Roberts" gibt vor eine Dokumentation zu sein, die eher zufällig dunkle Seiten des glänzenden Kandidaten entdeckt. Dieser Stil erinnert leicht an "Citizen Kane", besitzt aber nicht den filmischen Reichtum des Klassikers. Dafür bereitet er jedes Fettnäpfchen der amerikanischen Politik neu auf. Den Iran-Contra-Skandal mit dem begnadeten Alan Rickman als Oliver North, Skandale, die dem Gegner unter die schmutzige Bettwäsche geschoben werden, gemeine Werbespots und selbst die typische Grußhand von George Bush ist wiederzuerkennen. Regisseur Tim Robbins gelingt das Kunststück, sich selbst als Hauptakteur keinen Moment sympathisch erscheinen zu lassen. Nebenher läßt dieser intelligente Film alle Nachrichtensprecher und ihre Kolleginnen durchgehend von bekannten Schauspielern (Susan Sarandon, James Spader, John Cusack) darstellen und macht die Behauptung deutlich, Nachrichten seien nur Inszenierungen, Schauspiele in denen keine Wahrheit steckt. Sie muß mühsam aufgestöbert werden und ihr letztes Zucken in "Bob Roberts" kann leicht übersehen werden.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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