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Blade

USA 1998 (Blade) Regie Stephen Norrington, 120 Min.

Vampire lieben heutzutage Techno-Music, lassen sich in Clubs von Blut berieseln und fallen dann im Rausch über ahnungslose Gäste her. Von den ersten Momenten an beeindruckt eindrucksvolles Styling in diesem gelungen modernisierten Vampirfilm. Die zeitgemäßen Blutsauger zeigen sich mit Sunblocker auch tagsüber in den Straßen amerikanischer Städte, sie kontrollieren die Blutbanken, ihnen gehorcht die Polizei. Mittlerweile gibt es auch wissenschaftliche Erklärungen für den Vampirismus: Es ist ein Virus, das durch Geschlechtsverkehr übertragen wird!

Blade, der schwarze Retter der Menschen (Batman), ist eine zerissene Gestalt. Kurz vor seiner Geburt wurde die Mutter von einem Vampir gebissen und so kämpfen zwei Naturen in Blades Blut: Halb ist der sagenhafte "Tagwandler" Mensch, doch auch übermenschliche Kräfte und tierischer Blutdurst sind ihm eigen. Mit kraftvollem Körper, kunstvollen Tattoos und einem sporadischen Lächeln schlägt sich der gejagte Jäger zwischen animalischen Trieben und einem hart erkämpften Humanismus durch. Seine Waffen sind Knoblauchspritzen, martialische Silberkugeln und eine rasante Klinge. Zeitgemäß gehören UV-Lampe und Hightech-Spielereien am Macintosh-Rechner auch dazu.

Währenddessen werfen der erbarmungslose Emporkömling Deacon Frost (Stephen Dorff) und seine eiskalte Mitläuferin Racquel (Traci Lords) die Hierarchien der "reinblütigen" Vampir-Traditionen über den Haufen. Frost revoltiert gegen den höchsten Vampirfürsten Dragonetti (Udo Kier) und will sich nicht mehr vor den Menschen verstecken: "People are food, not our allies" (Menschen sind Futter, keine Verbündete)! Nicht nur mit Sprüchen - "Wir wollen doch nicht, daß dieses Mädchen auf einer Milchpackung landet" - versprüht Frost bösen Zynismus. Zusammen mit seinem Retter und Mentor Whistler (Kris Kristofferson) sowie der Hämatologin Karen, einer Frau auf der Grenze zwischen Mensch und Vampir, startet Blade ein elegant gestyltes Gemetzel unter Frosts Armee der Dunkelheit. Blade und Karen renken sich gegenseitig die Arme ein und sind auch sonst ganz nett zueinander.

"Blade" basiert auf einen der ersten schwarzen Comichelden der USA. 1973 tauchte die Schöpfung von Marv Wolfman als Nebenfigur in einem Marvel-Comic auf, erhielt aber bald eigene Geschichten. Wesley Snipes, der Charakter- und Actiondarsteller, produzierte sich diesmal auch selbst. Bemerkungen wie "Erspare mir die Onkel Tom-Masche" zeigen, daß afroamerikanisches Selbstverständnis mehr als ein Randthema ist. Wenn Jesus wahrscheinlich ein Afrikaner war, sollte es auch schwarze Vampire gegen. Schon Eddie Murphy spielte einen schwarzen "Vampir(e) in Brooklyn".

Snipes bietet nicht nur aufwendig aufgenommene Bodybuilder-Action ("Passagier 57"), auch cooles Posieren mitten im Gemetzel hebt "Blade" aus der Schläger-Masse heraus. Ebenso hält der Handlungsfluß immer wieder inne, läßt mit Mitteln wie Zeitraffer und der reduzierten Musik Mark Ishams die andere Welt der Vampire sinnlich erfahren. Störend sind die unnötigen digitalen Spielereien, etwa wenn sich die "erlegten" Vampire in kleine, digitale Pünktchen auflösen.

Neben dem Star Wesley Snipes spielt eine ungewöhnliche Mischung von Partnern: Kris Kristofferson als väterlicher Freund Whistler und die bislang unbekannte N'Bushe Wright ("Zebrahead") als Karen. Udo Kier hat wieder eine nette, leichenblaße Rolle als Obervampir. An der Kamera war Theo van den Sande, ein Niederländer, der früher unter anderem mit Leon de Winter anspruchsvolle Literaturfilme inszenierte und den "Illusionist" sowie "De Aanslag" fotografierte.

Wohin "Blade" mit dem deutlichen Hinweisen in Richtung Rassimus (etwa die Roma-Wurzeln der Vampir-Kaste) und Aids-Seximus will, bleibt unklar. Vielleicht fällt der vorprogrammierte zweite Teil weniger ambivalent aus.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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