Bin-Jip - Leere Häuser

Südkorea, Japan 2004 (3-Iron) Regie: Kim Ki-Duk mit Lee Mi-sook, Kwon Hyuk-ho, Choi Jeong-ho, Lee Joo-suk, Joo Jin-Mo, Lee Seung-yeon, Jae Hee 95 Min.

Eines der vielen Dinge, die bei Kim Ki-Duk toll sind, er hat immer schon einen neuen Film parat, während man sich noch über den letzten begeistert. So dürfen wir nun nach dem meditativen "Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling" sowie dem verstörenden "Samaria" mit "Bin-Jip" ein traumhaftes Meisterwerk genießen. während das zartes Liebesmärchen "Hwal - Der Bogen" hoffentlich bald in die Kinos folgt.

Wie immer ist alles ungewöhnlich und unerhört bei Kim Ki-Duk: Der junge Tae-suk ist ein Einbrecher, der sich nur in die Intimität leerer Wohnungen stiehlt, aber nichts von dort mitnimmt. Mit einem simplen Trick stellt er fest, ob die Bewohner zuhause sind. Dann bricht er ein und richtet sich ein. Ganz je nachdem, ob die unfreiwillig heimgesuchten Behausungen traditionell, modern, kühl oder chaotisch sind, lebt Tae-suk dort eine Nacht ganz in diesem Stil. Am Morgen richtet er wieder alles so, wie er es vorfand. Verändert nur eine einzige Kleinigkeit, repariert eine Uhr oder verstellt die Waage.

Doch dann ist da in dieser kalt eingerichteten Luxuswohnung noch eine Frau, eine vernachlässigte, geschlagene Frau. Wieder ereignet sich nicht das übliche "Einbrecher"-Geschrei, es bricht eine seltsame Anziehung aus, die erst dramatisch wird, als der unsympathische, brutale und herrische Hausherr zurückkommt. Doch er wird von Tae-suk mit sehr gezielt geschlagenen Golfbällen außer Kraft gesetzt. Tae-suk haut ab und die Frau fährt auf seiner BMW mit ...

Wortlos, ohne Erklärungen zelebriert das Paar nun zusammen die jeweiligen Stile der Wohnungen. Sie haben nicht ihre Liebesbeziehung, sie leben die Beziehungen vieler abwesender Paare. Ganz selten gibt es auf den intensiven Gesichtern mal ein schüchternes Lächeln. Bis sie in einer Wohnung einen Toten finden. Seine Geschichte erschließt sich über den Anrufbeantworter und statt wegzulaufen, bestatten sie den alten Mann. Dadurch werden sie von der Polizei erwischt, die Frau muss zu ihrem Mann zurück, der mit Hilfe der korrupten Polizei und eines Golfschlägers brutal Rache nimmt.

Doch in der Haft - wegen einer vermeintlichen Entführung - übt Tae-suk in einer Art Tai Chi ein buddhistisches Verschwinden in der Einzelzelle. In sehr komischen Szenen verschwindet er schließlich auf der Gefangenschaft um wieder in die Wohnung der Frau zurückzukehren. Statt dumm-dramatischer Finalprügelei schenkt uns Kim Ki-Duk nun pure Kinomagie, bei der schwer zwischen Realität und Traum zu unterscheiden ist. Mit perfektem Handwerk ist der erstaunliche Vielfilmer (elf Spielfilme in nur neun Jahren) in einer anscheinend dramatischen Liebesgeschichte wunderbar komisch und rührend poetisch.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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