Besessen

USA/GB 2002 (Possession) Regie: Neil LaBute Buch: David Henry Hwang, Laura Jones, Neil LaBute Mit: Gwyneth Paltrow, Aaron Eckhart, Jeremy Northam, Jennifer Ehle. 103 Min. FSK ab 12

Eine wunderbare, sehr literarische Liebe - mit dem seltsamen Titel "Besessen" - zeigt, wie Romantik Zeiten und Welten überbrücken kann: Erstmal stößt der junge amerikanische Literaturwissenschaftler Roland Michell (Aaron Eckhart) in London auf typisch britischen Snobismus seiner Kollegen, dann auf einen bislang unbekannten Brief seines Forschungssubjekts. Sollte der brave Dichter und Familienvater Randolph Henry Ash (Jeremy Northam) aus prüder viktorianischer Zeit tatsächlich eine Affäre gehabt haben? Das wissenschaftliche Hoheitsrecht zu der möglichen Partnerin von einst hat die besonders arrogante Forscherin Maud Bailey (Gwyneth Paltrow), mit der sich Roland von nun an herumschlagen muss. Doch je weiter sie die verrückte Idee des Amerikaners verfolgen, desto mehr Hinweise auf eine unerhörte Leidenschaft zwischen dem gefeierten Autoren und der eigentlich als lesbisch eingestuften Dichterin Christabel LaMotte (Jennifer Ehle) gibt es. Und auch zwischen den Gegensätzen in der heutigen Zeit ist die Liebe nicht mehr zu stoppen. Indem Maud und Roland auf den Spuren der heimlich Liebenden reisen, findet das alte Gefühl in zwei junge Körper zurück.

Ebenso wunderbar wie die Liebesgeschichten an sich ist der elegante Montagefluss, mit der Neil LaBute ("Nurse Betty", "In the Company of men") Vergangenheit und Gegenwart verbindet sowie gegenseitig inspiriert. "Besessen" nach der Vorlage von A.S. Byatt spielt wie später der Virginia Woolf-Film "The Hours" mit Literatur und Form, doch er vermischt ebenso mal leicht, mal anrührend Humor, Kunst und Emotionen während sich die romantischen Helden aus literarischen Quellen eine Geschichte zusammenstehlen. So könnte man dem großen Publikum den schönsten und raffiniertesten "Buddy-Movie" aller Zeiten empfehlen, während eventuell vorhandene trockene Literaturwissenschaftler das pulsende Blut in ihren Stoffen entdecken sollten.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo