Belle Epoque

Spanien 1993 (Belle Epoque) Regie Fernando Trueba, 109 Min. Cinemascope

Ein junger Revoluzzer, der schon Kirche und Armee hinter sich ließ, trifft im vorrepublikanischen Spanien des Jahres 1931 auf den alten Manolo, der aus Mangel an Gelegenheit nicht einmal aus der Ehe ausbrechen konnte. Eine Freundschaft des freien Denkens und der guten Küche entsteht. Ihren komödiantischen Schwung erhält die "Belle Epoque" erst, als die vier Töchter Manolos auftauchen. Fernando kann sich nicht vom Anblick der Schönheiten trennen und so nimmt das liebeslustige Schicksal seinen Lauf. Der naive Jüngling rutscht immer wieder wie zufällig in die Arme einer anderen, bevor er bei der richtigen landet. Da der Ablauf ziemlich schnell klar ist, kann man sich auf die komischen Aspekte dieses Wechselspiels konzentrieren. Dazu ist "Belle Epoque" nicht nur eine in warmen Tönen fotografierte, nette Männerphantasie. In ihr atmet in fast jeder Hinsicht der Geist des Aufbruchs und der Freiheit. Die Dorfkirche und die Monarchie brechen zusammen, freie Liebe taucht als republikanisches Stichwort auf und wird von Manolo, dessen Frau und deren Liebhaber schon längst praktiziert. Mit der lesbischen Violeta tanzt Fernando ein aufregendes Paso Doble verkehrter Rollen.

1931, das Jahr der Zweiten Republik Spaniens bildet den Hintergrund, ja bildet die eigentliche "Belle Epoque" vor einem kommenden Bürgerkrieg und einem auch für die freie (Lebens-) Kultur mörderischen Faschismus, dessen Kommen im Film nicht ausgeblendet wird. Trotzdem siegt der in Spanien vielfach ausgezeichnete (9 Goyas) "Belle Epoque" bei allen leichten Vergnügungen keineswegs ein oberflächliches Zeitbild. Regisseur Trueba parodiert für Kenner das rein spanische Genre der Espanoladas. Von diesen platten Filmkomödien wurden circa 500 während der Franco-Zeit produziert. Truebas Trick liegt in der Umkehrung banaler Rollenstrukturen.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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