Being Julia

Kanada, Großbritannien, Ungarn, USA 2004 (Being Julia) Regie: István Szabó mit Annette Bening, Jeremy Irons, Bruce Greenwood 105 Min.

Das Drama des Theaters spielt sich oft intensiver hinter den Kulissen ab. "Being Julia" zeigt meisterlich, wie eine große Diva Theater lebt und das Leben theatralisch meistert. Am Ende war alles nur der übliche Produktionszyklus eines nächsten Stückes ...

Julia Lambert (Annette Bening) wird auf der Londoner Bühne und im Leben verehrt. Doch die Endvierzigerin hat die Nase voll vom Stück, das sie Abend für Abend spielt. Erst als ihr Ehemann und Theaterleiter Michael (grandios: Jeremy Irons) einen jungen Tölpel aus Amerika vorstellt, der sie ziemlich ungeschickt vergöttert, lebt sie auf. Die Affäre mit dem wesentlich jüngeren Tom (Shaun Evans) beginnt leidenschaftlich, doch schnell wird Julia verletzt. Tom nutzt sie nur für seine niederen Zwecke aus. Und wird seinerseits von der blonden, jungen Avice Crichton (Lucy Punch) vorgeführt. Die junge Laienschauspielerin möchte auf die große Bühne und zieht alle Register.

Es ist die Spannung einer Figur, die auch im Privatleben mit den Texten ihrer Bühnenfiguren spricht und die trotzdem so lebendig, so wahrhaftig wirkt, die "Being Julia" zu so einem reizenden Vergnügen macht. Mit einer ungemeinen leichten und luftigen Komödie nach W. Somerset Maughams 1937 veröffentlichtem Roman "Theater" überrascht der Ungar István Szabó (Mephisto, Oberst Redl, Hanussen, Liebe Emma, süße Böbe). "Being Julia" ist ein Kostümstück, das schon mehrfach verfilmt wurde, aber keinen Moment angestaubt wirkt. Das liegt am Drehbuch von Ronald Harwood ("Der Pianist"), der Kamera von Lajos Koltai ("Mephisto"), der Musik von Mychael Danna ("Exotica").

Annette Bening - sie hat für diese Rolle schon wieder mal nicht den Oscar bekommen - zeigt viele Facetten der Julia: Die Stolze, die Ängstliche, die Alternde, die Liebende, die Verzweifelte und zum Schluss die triumphierend Raffinierte. Mit ihren Rollen rettet sie sich über die Gefühlsmomente ihres Lebens und die Emotionen des heimlichen Privatlebens lassen die Rollen umso mehr schillern. Den Angriff der untalentierten Blondinen übersteht sie wie einen Schnupfen. Und pariert mit einer grandiosen Abrechnung auf der Bühne. Die Grand Dame macht eine Szene! Und was für eine, am ausverkauften Premierenabend rechnet sie mit allen ab, die sie hintergehen und zurück lassen wollten. Dafür gibt es vor Applaus und das Lob des Gatten: Du bist ein großartiges Monster.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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