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Bean - Der ultimative Katastrophenfilm

USA 1997 (Bean - The ultimate Disaster Movie) Regie Mel Smith, mit Rowan Atkinson / Mr. Bean, Peter MacNicol, Pamela Reed, Burt Reynolds u.a., 90 Min.

Allein sein Gesicht genügt, um lang anhaltende Lachanfälle auszulösen: Rowan Atkinson war vor allem als Mr. Bean mit kurzen Fernsehepisoden gnadenlos komisch. Jetzt geht es ins Kino, es gibt große Szenen, Kinobilder und: Mr. Bean spricht!

Doch zurück zum Anfang, als die an Bean verzweifelnde Leitung der Royal National Gallery of England zum letzten Mittel greift. Sie schickt ihren unwiderstehlichen kleinen Angestellten nach Amerika. Als angeblich größter Kunstkenner der Insel soll er in der angesehenen Grierson Gallery die Ausstellung des wichtigsten Bildes der USA begleiten - und vor allem verschwinden. Schnell erkennt die Fachwelt des Museums in Bean das exzentrische Genie, verleiht ihm einen Doktortitel und läßt ihn mit dem wertvollen Bild "Whistler's Mother" alleine - armes Bild, wie lange wird es wohl dem britischen Meister der chaotischen Zerstörung widerstehen?

Gleich bei der Ankunft mischt sich Action-Tempo in den üblichen Rhythmus eines unterirdisch schleichenden Bean-Bebens. Zwischendurch hat der seltsame Kerl etwas erfrischenden Sex mit einem elektrischen Haartrockner. Allein im Operationssaal mit Bean als Arzt oder bei einem kuriosen Einbruch, den Bean in bester Geheimdienstmanier durchzieht haben wir auch kräftig gelacht. (Es ist traurig für den komischen Kerl, aber am besten kommt er alleine.) Aber der Engländer fährt in den USA nie auf der falschen Straßenseite und hält irgendwann sogar eine verständliche Rede - ein Sakrileg für die Fans des murmelnden kleinen Komikers!

Es folgen weitere Enttäuschungen: Die gefährlichste Grimasse Großbritanniens bringt diesmal keine Tiere um, ist nicht wirklich gemein und quält auch keine kleinen Kinder. Ebenso dreist wie die Werbung für amerikanische Smarties-Ableger eingeworfen wird, drängt sich amerikanischer Familienkitsch als Handlung auf. Damit gerät der einzigartige Bean zur abgegriffenen Schablone aus Buddy- und Familienfilmen. Denn irgendwann reißt die typische amerikanische Familiengeschichte den ganzen Film mit und läßt keinen Bean mehr übrig.

Beeindruckend jedoch allein die Kunst, der Enttäuschung vieler Bean-Fans vorzuarbeiten und sie sogar zu thematisieren: Seit der gründlichen Rasur in der ersten Szene kopiert Bean nicht einfach bekannte Szenen - er deutet sie nur an, sodaß Kenner sich mit ihren eigenen Erinnerungen an Besseres amüsieren können und dem Rest ein schwacher Abklatsch bleibt. Zum Schluß gibt es dann tatsächlich eine unpassende Umarmung durch Bean und einen vielsagenden Blick: Das bin nicht wirklich ich, Bean verkauft sich nur in dieser zahmen Export-Version für die USA.

Die Enttäuschung ist um so größer, als mit Mel Smith ein rücksichtslos-komischer Schauspieler und Autor Regie führte, der mit seiner Inszenierung von "Das lange Elend" eine unglaublich gute Komödie hinlegte. Bekannt wurde Mel Smith auch durch seine Rolle in "Puppenmord".

Aber vielleicht verbirgt sich ja hinter dem millionenschweren Leinwandwerk sublime Selbstkritik: Ist vielleicht "Bean" ebenso ein nichtssagendes "Werk" wie der uninteressante Ölschinken "Whistler's Mother"?


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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