L' Amour

BRD/Fr/CH 2000 (L' amour, l'argent, l'amour) Regie Philip Gröning, 128 Min.

Einst haben "Die Terroristen" von Philip Gröning Kanzler Kohl ziemlich aufgeregt. Jetzt schäumt die Kritik verärgert, weil man seine "amour fou" namens "L'amour" als "dämliche Liebe" übersetzen muss.

David (Florian Stetter), ein Jüngling frisch von der Mama entlassen, handelt sich bei der ersten Begegnung mit dem Leben gleich einen Gipsarm ein und verliebt sich dann noch in die Prostituierte Marie (Sabine Timoteo). Zusammen mit ihrem Hund Kurt verlassen sie Berlin auf der Suche nach einem besseren Leben. Doch nach etwas euphorischem Ausgeflippe, das mit einfachen Mitteln sehr effektiv rüberkommt, schlägt die Realität zu - brutaler als im schlimmsten Kolportageroman. David stellt sich beim Geldverdienen extrem dämlich an, Marie muss deshalb wieder auf den Strich. Dabei wird geschlagen, geraubt und vergewaltigt - der liebende Knabe sitzt nebenan im Klo und leidet.

Quälend wirkt vor allem die Doofheit der Liebenden in "L'amour". Wenn man Figuren scheitern lässt, die sowieso nie überlebensfähig entwickelt wurden, entsteht kein Drama sondern Jammern im Publikum. Knappe Sätze, idiotische Dialoge: "Traust du mir eigentlich? Darfst du aber nicht!" Dazu eine gnadenlose Leidens-Lauflänge von über zwei Stunden. Das Leben ganz unten gestaltet sich malerisch besoffen in der Currybude. Wenn nach viel Rotlicht-Langweile noch eine Waffe und die Brutalität ins Spiel kommen, bleibt nur noch Ärger über diesen dummen Film zurück. Dabei kann Gröning durchaus inszenieren, eine starke Musikauswahl bestimmt die Atmosphäre dieser Winterreise, Doppelbelichtungen schaffen eine eigene Handschrift. Also eine ganze Reihe starker Momente ohne Rücksicht auf die Figuren. Für das exaltierte Aktieren erhielt die Bernerin Sabine 2000 in Locarno einen Bronzenen Leoparden als Beste Darstellerin.

http://www.lamour-der-film.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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