Aus der Tiefe des Raumes

BRD 2004 (Aus der Tiefe des Raumes) Regie: Gil Mehmert mit Arndt Schwering-Sohnrey, Eckhard Preuß, Mira Bartuschek 88 Min.

Göttlich und aus Gladbach: Da gab es diesen recht unbeweglichen aber dennoch genialen Fußballer. Weshalb er sich so eckig bewegte, die nur kurzzeitig moderne Frisur schon seit Jahrzehnten trägt und wo er herkommt zeigt dieser Film so, dass Fußballfans sich besser weiter für irgendwelche Karten anstellen. "Aus der Tiefe des Raumes" ist ein frischer und sehr unkonventioneller Filmspass des auf der Spielfläche Leinwand debütierenden Theaterregisseurs Gil Mehmert.

Schiller meinte mal, alle Geschichten seien schon erzählt, ha! Was ist denn mit dem Tipp-Kick-Männchen, das in eine Badewanne mit Fotolösung fällt und zu einem ausgewachsenen Irgendwas wird, Herr Klassiker? Wenn Mary Shelley sich für die Bundesliga interessiert hätte, wäre ihr Frankenstein vielleicht so in einer Gewitternacht entstanden, als sich der frisch gebackene Tipp-Kick-Tuniersieger Hans Günter (Arndt Schwering-Sohnrey) gerade nebenan mit einem netten Mädel amüsierte. Nun wandelt die Nr. 10 (Eckhard Preuß) mit kurzen, weißen Shorts, staunenden Augen und eckigen Bewegungen durch eine deutsche Provinzstadt der Sechziger. Es sind die Zeiten, als sie in der neuen Bundesliga bis zu 150 Mark verdienten - und das pro Spiel. Irgendwie landet die 10 in einem Trainingslager und der kleine Hans-Hubert kümmert sich um ihn, weil Hans-Hubert will ja auch mal Trainer werden. Man kann ihn auch Berti nennen, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Günter, wie ihn sein Schöpfer Hans Günter in rührender Abtrennung eines halben Doppelnamens nennt, findet jedenfalls seinen Weg und der Ball meist ins Netz. Womit der Nachname des Kickstars gefunden wäre.

Mit enormem Stilwillen und in feinster Retro-Kulisse erfindet Gil Mehmert eine skurrile Biographie hauchzart umgeben von einer Liebesgeschichte. Das aufwändigere aber ach so viel bravere "Wunder von Bern" ist nur eine Wunderkerze dagegen, ein kleines Licht. Der fein gefilmte Spaß wird erzählt von einem alten Mann, dessen leichte und lakonisch komische Rückblende ein schöner wehmütiger Hauch anweht. Und für die Fußballfans gibt's die Erklärung, weshalb Günter Netzer so ein begnadeter Standfußballer war - was will man von einer Tipp-Kick-Figur auch anderes erwarten.

http://www.ausdertiefedesraumes-derfilm.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo