Anam

BRD 2001 (Anam) Regie: Buket Alakus Mit: Nursel Köse, Saskia Vester, Audrey Motaung. 86 Min.

Das Leben der türkischen Putzfrau Anam (die Kabarettistin Nursel Köse) fällt in sich zusammen, als sie an einem Tag erfährt, dass ihr Mann sie mit einer prollig blonden Kollegin betrügt und ihr Sohn Deniz drogenabhängig ist. Doch Anam ist stark, sie wirft den Mann raus und sucht mit dem Mut einer Löwin in der Hamburger Drogenszene nach ihrem Kind.

Unterstützt wird Anam dabei von zwei Kolleginnen, der rauen, herzigen Deutschen Rita und die Afrikanerin Didi. Diese lebensfrohen Truppe fängt den Streit auf der Arbeit ebenso auf wie den Entzug von Deniz Freundin Mandy. Denn während ihr Sohn unauffindbar bleibt, kümmern sich Anam und ihre junge Tochter um das stark abhängige Mädchen. Zwischen Fluchtversuchen, dramatischen Situationen und bedrohlichen Begegnungen geben ruhige Momente immer wieder Raum für persönliche Gespräche und gegenseitige Geständnisse der Frauen.

Die türkischen Mutter Anam steht zwischen verinnerlichten Traditionen und der moderneren Umgebung einer deutschen Großstadt. Die Situation zwingt sie, auf die Straße zu gehen, in verrufenen Viertel zu suchen. Dem ersten Schrecken mit brüsker Abwehr folgt oft ein neugieriges Verstehenwollen, eine allmähliche Öffnung. Diese ist im Kontrast zwischen Kopftuch und offenem Haar überaus deutlich fest zu machen. Auch einige Ansichten bleiben so einfach wie das Symbol des Apfels, der von Anam, dem Engel für ihre Freundinnen, dauernd verschenkt wird. Doch das Minenspiel von Nursel Köse und die vielfältigen Positionen des Figurenensembles lassen die Geschichte nicht zu simpel ausfallen. Für den Humor sorgt die Truppe der immer gut gelaunten, albernen Weibsbilder. Mit ihrer Hilfe übersteht Anam die traditionell keifende Schwägerin, lernt mit einem ebenso sympathischen wie interessierten Polizisten das Autofahren und findet schließlich Spaß im eigenständigen Leben.

So erweist sich "Anam" der jungen, in Deutschland aufgewachsenen Regisseurin Buket Alakus trotz des oft dramatisch schwer bearbeiteten Themas als unterhaltsame Geschichte einer Befreiung. Tragische Ereignisse werden immer recht rasch überspielt, so dass das Opfer im blutigen Finale besonders erschüttert und erschreckt. Die Inszenierung setzt ganz auf den Charme der Geschichte und die Qualitäten ihrer Hauptdarstellerin. Im übrigen Ensemble stockt es schon mal, die Dialoge sind auch nicht immer wirklich lebensecht, aber diese Kleinigkeiten verzeigt man der berührenden Emanzipations-Geschichte gerne.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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