American Splendor

USA 2003 (American Splendor) Regie/Drehbuch: Shari Springer Berman und Robert Pulcini mit Paul Giamatti, Harvey Pekar, Hope Davies, James Urbaniak, Joyce Brabner 101 Min.

In den Comics von Robert Crumb wimmelt es nur von Durchhängern und schrägen Typen. Dass es sie - zumindest als Inspiration - irgendwo im richtigen Leben gibt, ahnte man, doch erst mit diesem Film wird die faszinierend erschreckende Wahrheit überdeutlich.

Harvey Pekar ist solch ein Loser, arbeitet als Archivar im Krankenhaus, sammelt Jazz-Platten und versumpft in seiner Bude. Irgendwann kommt Harvey auf die Idee, seinen überhaupt nicht prickelnden Alltag als Comic zu veröffentlichen. Er kann zwar nicht zeichnen, trifft aber zufällig auf Robert Crumb, der begeistert ist und schon gibt es die erste Ausgabe von "American Splendor". Das war 1976, Harvey wurde bekannt, aber geändert hat sich nicht viel.

Noch immer schlurft die dauernd frustrierte Fresse durch die Gänge des Archivs, noch immer nervt die kaum hörbare Stimme. Ein Arzt verschreibt ihm mal Schweigen - für mehrere Monate, doch geholfen hat es nicht.

Dass Harvey in "American Splendor" zum Liebling auf vielen Festivals (Grosser Jurypreis Sundance und Preis der Filmkritik Cannes) wurde, liegt an der genialen Präsentation des Films. Mal als Comic, mal mit Paul Giamatti als Darsteller Harveys und mal mit Harvey selbst, vermischen sich viele Stile. Im Original hört auch man die Stimme des echten Anti-Stars. Persönliche Tiefe erhält der Film durch eine scheinbar perfekte Partnerin und eine schwere Krebserkrankung, die Harvey über die Verarbeitung in einem Comic bewältigt. Irgendwie nett aber auch verlogen wirkt, dass dieser Typ am Ende doch als nicht so schlimm rüberkommt, selbst ein ganz bürgerliches Familienglück wird ihm gegönnt. Das ist schon fast zu gewöhnlich, da will man doch wieder die Comics lesen ...


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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