Am Tag als Bobby Ewing starb

BRD 2005 (Am Tag als Bobby Ewing starb) Regie: Lars Jessen mit Franz Dinda, Gabriela Maria Schmeide, Peter Lohmeyer, Richy Müller, Nina Petri 94 Min.

Was haben Sie 1986 gemacht, als Bobby Ewing in "Dallas" starb? Oder vielleicht erinnern Sie sich eher an die ersten Katastrophennachrichten aus Tschernobyl? In beiden Ereignissen kulminiert bei dem biographisch angehauchten Film von Lars Jessen die angespannte Situation einer Anti-AKW-Kommune bei Brokdorf.

Nach der Trennung zieht Hanne (Gabriela Maria Schmeide) mit Sohn Niels (Franz Dinda) von Bremen auf die Landkommune Regenbogen. Die Städter werden direkt mit nackten Tatsachen begrüßt, statt Fließend Wasser und Strom gibt es dauernd Standpunkt-Diskussionen. Hanne lebt sich schnell ein, Niels - gerade im schwierigen Alter - findet erst alles öde. Dann gerät er unter die saufende Dorfjugend, freundet sich mit dem nicht besonders hellen Ascona-Fahrer Rakete an und verliebt sich in die junge Kellnerin, die Tochter von Wirt und Bürgermeister.

Eine problematische Beziehung, denn zwischen den alternativen Widerständlern und den widerspenstigen Anwohnern ist in den zehn Jahren Kampf gegen das AKW die Solidarität verloren gegangen. Morgens geht's zur Demo, aber der Widerstand macht sich schon dünne. Mit dem eigenen Windrad wird die Unabhängigkeit von den Stromkonzernen gefeiert, doch bald soll Brockdorf beginnen zu strahlen.

Niels will den Wehrdienst verweigern, doch Gewalt und Provokation rund um den Widerstand reizen ihn. Besonders der eigenwillige WG-Bewohner Eckart (Richy Müller) interessiert den Jungen. Vor allem mehr als der Muster-Alternative Peter (Peter Lohmeyer mit langer Mähne). Als dieser milde Träumer auch noch mit Niels Mutter Hanne ins Bett geht, zieht auch Eifersucht in die WG ein.

Das waren noch Zeiten: Vohikula auf dem Kopf, Joints öffentlich rauchen, Opel Ascona, Skateboard und Solex fahren ... Doch das Zeitgefühl kommt leider nicht so richtig über die Tonspur. Es war wohl nicht genug Geld für einen dieser Songs da, der alte Erinnerungen in ein paar Noten anklingen lässt. Aber auch dramaturgisch ahnt man eher, was gemeint werden sollte. Das schwedische Meisterwerk "Zusammen" schaffte es einst, Zeitstimmung, Abgesang und lebendige Personen mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu verbinden. Auch Regisseur Lars Jessen geht es um das melancholische Ende des Widerstands. (Und heute hoffen die Kernkraftbetreiber wieder, ihre Kisten bis zum Auseinanderfallen laufen zu lassen.) Die unheimliche Angst vor dem nächsten Regen macht die stärksten Szenen aus und sollte unbedingt erinnert werden.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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