Alfie

USA 2004 (Alfie) Regie: Charles Shyer mit Jude Law, Marisa Tomei, Omar Epps 105 Min. FSK ab 12

Die Groupies werden jubeln: Die Jude Law-Festspiele "Closer", "Lemony Snicket", ""Captain Future" - gehen mit Teil 4 weiter. Das britische Schätzchen spielt als "Alfie" tatsächlich auch mal die Rolle, die er in Frauenheftchen wie Frigitte spielt: "Alfie" ist Herzensbrecher und Schwein in einem.

Das Wort des Tages vom Kalenderblatt lautet: "ostentatious". Das Lexikon sagt dazu: prahlerisch, protzend, großtuerisch. In einer Zusammensetzung gibt es auch "großtuerische Zurschaustellung", aber "Alfie" ist kürzer, expliziter und sieht besser aus. Und er legt das schillernd aus. In einem konstanten Selbstkommentar, frontal in die Kamera gesprochen, so wie Alfie sich auch nur selbst sehen kann. Narziss war im Vergleich dazu von Selbstzweifeln zerfressen.

Zwischen Charmeur und Schleimer, stellt sich dieser eingebildete Brite in New York selbst dar. Der Limousinen-Chauffeur gleitet in seiner Freizeit mit seinem Roller durch Manhattan - auf dem Trottoir gibt es nur junge Frauen, die sich nach ihm umdrehen. Große Plakat-Wände knallen überdeutliche Stimmungsberichte ins Bild: "Begierde"! Dabei lehnt der Aufreißer und Schönling jede Bindung ab und erklärt uns wie der Erzähler von "Lemony Snicket" nicht nur Schlüsselworte der männlich-weiblichen Attraktion. Auch Schlüsselreize und gefährliche Signale, dass bald der Wunsch nach längerer Beziehung ausbrechen wird, erfahren seinen zynischen Kommentar. Die Attraktion Laws vollbringt dabei das Kunststück, dass man (und frau?) noch lange Sympathien für einen ziemlich üblen Typen aufrecht erhalten kann.

Es ist auch zu elegant und dreist, wie er die Frauen um den Finger wickelt und meist nach einer schnellen Nummer fallen lässt. Lange vergnügt sich das Remake eines Michael Caine-Films schillernd an Episoden mit verschiedenen Frauen, Lebens- und Filmstilen. Erst ein Karriere-Knick an seinem wichtigsten Körperteil bringt ihn zur Besinnung. Die Umkehr wird brachial eingeleitet mit einem Knoten am Hoden und weiteren traumatischen Ereignissen.

Spätestens bei der großen Besinnungsrede - "Weshalb das alles, wenn du keinen Frieden mit dir selbst findest" - ist der Spaß endgültig vorbei. Der Film ist eins geworden mit seiner Hauptfigur: Sieht gut aus, erweist sich aber eher als schal. Um die innere Wende Alfies ernst zu nehmen, ist der Film nicht bitter genug. Das reine Schauvergnügen verdirbt eine aufgesetzte Moralinsäure. Da werden die vielen Frauen, die kurz aufflammen, richtig interessant: Marisa Tomei als zu lange geduldige Mutter, Laws leibhaftige Partnerin als ziemlich durchgedrehte Freundin Alfies und Susan Sarandon als reife, reiche Geldgattin. So darf man abwarten, wer sich diesen schwachen Law-Film auch noch reinzieht: Wegen der "Looks" die Hetero-Frauen, wegen der Moral die bindungs-unfähigen Typen? Oder als Hoffnungsschimmer für herzens-gebrochene Frauen?


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo