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Akte X - Der Film

USA 1998 (X-Files: The Movie) Regie Rob Bowman, 122 Min.

Es war vorbei: Spektakulär gingen die X-Akten voller mysteriöser Fälle von Übersinnlichem, Außerirdischem und Geheimniskrämerischem in Flammen auf. Mulder und Scully blieb nun nur die stinklangweilige FBI-Routine: Doch auch bei der Bombendrohung im Regierungsgebäude kann Mulder mit einer Mischung aus genialer Inspiration und unkonventionellem Denken überzeugen - er sucht spontan im benachbarten Hochhaus. Die überaus erfolgreiche Mystery-Serie "Akte X" hatte sich von ihren TV-Zuschauern verabschiedet, damit alle zur Lösung der verbliebenen Rätsel in den geschickt vermarkteten Kinofilm strömen. Jetzt holt Mulder und Scully samt ihren Fans eine Geschichte ein, die vor sagenhaften 37.000 Jahren begann, in einer Gegend, die damals wohl noch nicht Nord Texas hieß. Die Überreste des Kampfes eines Eiszeitmenschen mit einem fremden Wesen werden entdeckt und eine schwarze Flüssigkeit dringt gierig in den Finder ein.

Es ist wieder die aus der Serie (Tunguska) bekannte, gefährliche schwarze Substanz, die unter die Haut kriecht, wie Würmer die Beine hinaufkrabbelt und sich in den Augäpfeln sammelt. Schnell sind die Vertreter einer verschwörerischen Seniorengruppe vor Ort, aber auch der FBI-Agent Fox Mulder kommt mit Hilfe einer nicht gerade dezenten Vertuschung und eines typischen Informanten der unheimlichen Sache auf die Spur.

Mulder gibt die Beschreibung seiner Persönlichkeit mit einem einzigen, sehr langen und sehr betrunkenen Satz an der Theke ab: Der Skeptiker, der nur an das Unmögliche glaubt und sich damit zum Narren gemacht hat. Die Medizinerin Scully fällt irgendwann in Ohnmacht und diagnostiziert dabei exakt das Versagen ihrer Körperfunktionen. Die Lauflänge von über zwei Stunden läßt Mulder und Scully Zeit für entspanntes Scherzen, persönliche Gespräche und erlaubt - sensationell - sogar einen Kuß zwischen den ansonsten so kühlen Kollegen. Mulder und Scully kommen sich nahe wie noch nie - auch in ihren Ansichten treffen sich der Ufo-Gläubige und die Skeptikerin. Der Akte X-Film bietet am Anfang bestes Kino. Mit Schwenks, die Jahrtausende verbinden, einer schnelle Entwicklung, die sofort packt. Zeitweise erinnert diese dicke X-Akte an Actionhits und Buddie-Filme wie "Lethal Weapon". Während die TV-Folgen immer mit hochwertigen Bildern bestach, kann das Kinozwischenspiel sein Cinemascope-Format nicht durchgehend mit reizvollen Bildkompositionen füllen. Zwar hat das Raumschiff der Außerirdischen - die übrigens sehr aggressiv wurden - gigantische Dimensionen (auch darin will der Film "Independence Day" ans Bein pinkeln ;-), doch wenn die großartigen Sets ausbleiben, atemberaubende Kinoästhetik Pause macht, taucht auch Leere im Bild auf.

Tatsächlich bietet der Film Lösungen für viele Rätsel der Serie, setzt Puzzleteile aus Bienchen und dem Fortpflanzungsverhalten von Aliens zusammen. (Daß die urplötzlich bösartigen Fremden ausgerechnet Freddy Krüger-Krallen ein Eiswänden schaben müssen, ist sehr überzogen.) Den Fans und den "Eingeweihten" werden viele Signale mit Wiedererkennungswert angeboten, erneut bringt ein mysteriöser Stichwortgeber Mulder auf die richtige Spur, der "Zigarettenraucher" (einst Krebskandidat genannt) macht aus dem Anzünden der Glimmstengel mittlerweile eine ikonische Handlung. Armin Mueller-Stahl hat nur ganz kurze Auftritte, er gehört zu der nun düpierten Verschwörergruppe. Den unkundigen Kinogängern bleibt eine gute Story, die allerdings bei der Ausdehnung auf zwei Stunden auch dünne Stellen vorweist.

Am Ende bleibt ein Rätsel: Wie geht es weiter? Duchovny drehte einen anderen Kinofilm (Playing God) und tut was in Sachen Autowerbung - hat er keinen Job mehr? Dabei gibt es die Andeutung einer Ford- äh... Fortsetzung. Doch etwas muß für Mulder nach der häufigen Begegnungen mit Außerirdischen anders werden: Was macht Parzival, wenn er den Gral gefunden hat - bei der Sportschau ein Bier trinken? Eine neue Suche muß her ...


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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