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Absolute Power

USA 1997 (Absolute Power) Regie ClintEastwood, 121 Min.

Der Regisseur und Schauspieler Clint Eastwood gibt in seinemneusten Werk einen Hitchcock in Cowboystiefeln. Er inszeniert sichals gealterter Meisterdieb Luther Whitney. Bei seinem letztengroßen Bruch muß er - versteckt hinter einem einseitigdurchsichtigen Spiegel - miterleben, wie der US-Präsident (GeneHackman, eine Frau umbringt: Das betrunkene Paar vergnügt sich,ohne von dem heimlichen Beobachter zu wissen. Als die Frau sich gegenbrutalen Sexpraktiken des Präsidenten wehrt, wird sie von zweiSicherheitsleuten erschossen. Die resolute Stabschefin Gloriaübernimmt sofort die Kontrolle und entscheidet auf Vertuschen.Da das Präsidententeam den Beobachter im letzten Moment aberdoch entdeckt, bekommt er den Mord angehängt. Der Flüchtigehat nicht nur die Polizei und den Geheimdienst auf den Fersen. Auchder Ehemann der Toten schickt einen Killer aus.

Doch Luther ist gut! Nicht nur als exzellenter Einbrecher, der nievon der Polizei erwischt wurde. In vielen Verkleidungen taucht ernahezu ungesehen auf und verschwindet wieder ins Nichts. Eigentlichist er schon mit einem Bein im Ausland, nur der Haß auf einenmörderischen und verlogenen Präsidenten hält ihnzurück: Er will die Tat ans Tageslicht bringen. Doch schnellentdecken Polizei und Killer die Hintertüre zu Luther überdessen vernachlässigte Tochter.

Zeitweise gelingt es Eastwood tatsächlich, an Hitchcockdenken zu lassen. Wenn es sein muß, ist "Absolut Power" richtigspannend, auch wenn Signale wie Messer oder Klippe viel zu deutlichgesetzt werden. Dazwischen läßt Eastwood immer mal einePortion trockenen Humors einfließen. In seiner Freizeitarbeitet Luther mit Bildern und auch die Bilder des Films zeigenmanchmal eine ungewöhnliche und sorgfältigeAusleuchtung

Neben einigen guten, spannenden und witzigen Szenen gibt es zuviele Schwachpunkte: Die so resolute Stabschefin wandelt sichplötzlich zur emotional übersteuerten, unfähigen Frau.Eine Scherverletzte liegt zerschrammt und geschminkt (!) imKrankenbett. Bei einigen albern grobschlächtigen Texten undeiner zynischen Hinrichtung kommt der alte Cowboy und der Dirty Harryvon Eastwood wieder raus.

Das Buch vom Drehbuch-Star William Goldman bot eigentlich genuginteressante Figuren, deren Verflechtungen viel Aufmerksamkeit gilt:Durch die dramatischen Ereignisse erhält der einsame, alteEinbrecher die Gelegenheit, der vernachlässigten Tochter Kateseine Liebe zu beweisen. Das eingeweihte Quartett aus demweißen Haus checkt sich mißtrauisch gegeneinander ab. Derermittelnde Polizist hat reichlich Sympathie für seinenHauptverdächtigen und noch mehr für dessen Tochter. Es gibtwieder eines dieser heißen ("Heat") offenen Gesprächezwischen Jäger und Gejagtem.

Doch welch ein Unterschied von "Absolut Power" zu seinemfeingeschliffenen Vorgänger "Die Brücken am Fluß".Wenn man Eastwood als den Autorenfilmer sehen will, der mit starkerHand die ganze Produktion im Griff hat, dann hat er sich hier einenuneinheitlichen Scherz erlaubt.

PS: "Sicherheitsleute" in "Die zweite Chance" stand Eastwood nochauf der anderen Seite. Da schützte er einen gutenPräsidenten als persönliche Leibwache.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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