Nicholson geht in Rente

Bitteres Lachen "About Schmidt"

About Schmidt
USA 2002 (About Schmidt) Regie: Alexander Payne Mit: Jack Nicholson, Hope Davis, Dermot Mulroney 124 Min.

Jack Nicholson wird gerade wieder von der Kritik und allen Oscar- oder Globe-Jurys vergöttert. Nicht dass dies etwas Besonderes wäre in der langen Karriere des Charakterdarstellers von "Easy Rider" bis heute. Aber das Lob ist schon besonders laut und begeistert: Denn der Senior spielt keinen "Wolf"-Menschen, keinen wahnsinnigen Schriftsteller, kein besonders uncharmantes Ekel ... er spielt einen Senior, der in Rente geht und einen Lebenssinn sucht.

Nicholsons erste Aufnahme im mit Spannung erwarteten "About Schmidt" ist ein Knaller, direkt ein Lacherfolg: Warren Schmidt (Nicholson) sitzt regungslos in seinem Büro. Nur das, aber Nicholsons Blick macht daraus eine kleine Sensation. Er verharrt an der Wand, auf der Uhr ticken die letzten Sekunden seines Arbeitslebens weg. Während der folgenden Abschiedsfeier und in den ersten Tagen des Ruhestandes ist es ein krampfhaft aufrecht erhaltenes Lächeln, das die Spannung dieser bitteren Komödie erzeugt. Da erträgt jemand den falschen Schein seines angeblich erfüllten Lebens kaum noch und man wartet auf, auf ... auf Irgendwas.

Die Tragödie von Schmidt liegt darin, dass er auch die nahe liegendsten Richtungsänderungen zu einem anderen Lebensweg verpasst. Briefe an einen afrikanischen Jungen, dem Schmidt über eine Hilfsorganisation regelmäßig Geld schickt, karikieren die Kluft zwischen Selbsttäuschung und tatsächlicher Tristesse.

Regisseur Alexander Payne gilt nach seinen ersten beiden Kinoarbeiten als ÝSatiriker des amerikanischen Soziallebens - ein Ruf, der ihm direkt für "About Schmidt" die Eintrittskarte zum Cannes-Wettbewerb löste. Seine Figuren entstammen im Gegensatz zum sonstigen Hollywood-Personal dem Alltag. Nicholsons Schmidt ist kein cooler Sechziger, der von blonden Studentinnen umschwärmt wird. Er ist aufgeschwemmt, mal peinlich, meist bedauernswert. ÝAm Ende des Films ist Schmidt vom perfekten Ruheständler zur Erkenntnis runtergekommen, er sei ein Niemand, sein Leben habe nichts bewirkt, keinen Sinn gehabt.
Und auf diesem Weg hat das Kino sehr viel gelacht. Vor allem dank Nicholson, dem dieser Film eine Warnung vor zu frühem Ruhestand sein sollte. Denn er ist gerade wieder einmal auf dem Höhepunkt seines Schaffens angekommen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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